Buchstein Südgrat

Ziel: Buchstein
Höhe: 2224m
Datum: 31.08.2019
Route: Südgrat mit Lindenblia-Einstieg und Ausstiegsvariante (IV+)
Tourbegleitung: Tamara (Tobi und Claudia: Lindenblia)

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Unser Routenverlauf mit Lindenblia-Einsteig.

Nachdem wir die Tour wetterbedingt schon einmal verschieben mussten, scheint in dieser Hinsicht dieses Mal nichts im Wege zu stehen. Eigentlich wollten wir ja 2 Nächte am Buchsteinhaus verbringen, bekamen aber wegen des großen Andrangs nur für die Nacht von Freitag auf Samstag Platz. So fahren wir Freitag nach dem Mittagessen in Graz los zum Großzügigen Parkplatz kurz vor Gstatterboden (47°35’21.4″N 14°37’35.0″E), direkt gegenüber dem Campingplatz. In großer Nachmittaghitze und bei sehr schwüler Witterung machen wir uns an den etwa 3-stündigen Zustieg zum Buchsteinhaus. Immerhin ist der Weg großteils im Wald und daher schattig. Total verschwitzt erreichen wir schließlich gegen 18:00 nach vielen Serpentinen unser Ziel – zum Glück haben wir genug Wechselbekleidung eingepackt. Wir machen es uns gleich auf der Terrasse gemütlich, genießen die tolle Aussicht auf die großen Gesäuse Nordwände sowie Kalbling und Sparafeld und bestellen uns was zum Essen – dem Essen am Buchsteinhaus eilt ja sein Ruf voraus: zurecht, es ist wirklich toll (Achtung, regulärer Küchenschluss ist bereits um 19:00).

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Gesäuse Nordwände vom Buchsteinhaus.

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Kalbling und Sparafeld vom Buchsteinhaus.

Zugang zu fließendem Wasser ist am Buchsteinhaus nur sehr eingeschränkt vorhanden, und zwar jeweils eine halbe Stunde Morgens (6:30) und Abends (21:30). Frühstück gibt es ab 07:00 und bereits ab 22:00 muss man die Gaststube verlassen, d.h. im Prinzip Nachtruhe mangels Alternativen wo man hingehen könnte. Die Lager selbst sind, was den Platz betrifft, für eine Berghütte recht großzügig und auch sehr komfortabel.

Nach einem tollen Frühstücksbuffet machen wir uns am nächsten Tag schließlich an den etwa 1-stündigen Zustieg zu unserer Route. Bis zu einer Abzweigung nicht mehr weit vor dem Einstieg des Klettersteigs führt dieser entlang des Normalwegs und verläuft im Anschluss ein gutes Stück unter der Wand zurück in östliche Richtung. Anfangs ist der Pfad noch gut zu erkennen, gegen Ende verliert er sich aber immer mehr. Die letzten ~100 Meter muss man sich dann seinen Weg selbst über leichtes, nicht ausgesetztes I-IIer Schrofengelände suchen. Wir wollen über die Lindenblia in den Südgrat einsteigen, d.h. die ersten beiden Seillängen der Lindenblia klettern und von dort zum Einstieg des Südgrats queren. Dadurch ersparen wir uns ein ganzes Stück Schrofengelände und auch eine mögliche Einstiegssucherei. Vor uns ist bereits eine Seilschaft in die Lindenblia eingestiegen und hinter uns kommen auch noch zwei Seilschaften in unsere Richtung, der Andrang ist also nicht zu vernachlässigen. In gemütlicher Schwierigkeit geht es bei guter Absicherung schließlich los in die erste Seillänge der Lindenblia. In der darauf folgenden Seillänge quert man zunächst die etwas feuchte Rinne und man muss bei einer kurzen Steilstufe etwas später das erste mal schon etwas zupacken. Zum Ersten Mal sind wir Heute dann auch schon Steinschlag ausgesetzt: Die Seilschaft vor uns hat einen Stein losgetreten der zum Glück nur der Rucksack 1.5 Seillängen tiefer zwischen Claudia und Tamara trifft. Nach der zweiten Seillänge queren wir hinüber zum Südgrat: Die Querung ist weder schwierig (II) noch ausgesetzt, es sind nur etwa 20 Meter und selbst 1-2 Bohrhaken sind vorhanden, sofern man sie findet. Ein wenig achten muss man nur darauf, dass man letztendlich nicht, so wie wir, etwas zu hoch heraus kommt – aber auch das ließe sich einfach korrigieren. Seillänge 4 (also die eigentliche erste Seillänge vom Südgrat) und 5 sind im Anschluss wieder tolle, einfache Kraxelei.

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Ein Blick hinüber zu Tobi in der Lindenblia (von Südgrat SL 5).

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Tamara im Nachstieg.

Seillänge 6 stellt schließlich die 2te Schlüsselstelle der Tour dar, würde man sich stets an die einfachste Variante halten. Der spannendste Teil davon befindet sich auch gleich nach dem Start. Alles ist gut abgesichert, der Fels ist fest, ein wahrer Genuss.

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III+ Stelle am Beginn der SL 6.

Nachdem wir die Seillänge hinter uns haben werden wir zum zweiten Mal an diesem Tag zumindest indirekt mit Steinschlag konfrontiert: Die Vorsteigerin der Seilschaft hinter Tobi und Claudia in der Lindenblia ist zusammen mit einem großen Felsblock abgegangen. Der Block schlägt mit einem großen Wums genau im Einstiegsbereich der Lindenblia auf. Zum Glück war keine Seilschaft mehr unten und auch der Vorsteigerin ist bei ihrem Sturz mit dem Block nichts passiert. Für die 7-te Seillänge kann man schließlich wählen, ob man über die Wasserrillenplatten klettern will oder ob man doch lieber auskneift und diese in einfacherem Gelände umgeht. Wir entscheiden uns für die Plattenvariante: tolle Kletterei, etwas ausgesetzt und von der Absicherung her ein klein wenig moralisch für den Vorsteiger.

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Tamara am Ende der IV- Plattenvariante.

Seillänge 8 ist wieder schöne, einfache Genusskraxelei.

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Seillänge 8.

Die 9-te Seillänge ist schließlich mehr oder weniger Gehgelände. Man muss nur darauf achten nicht zu früh an der ersten offensichtlichen Möglichkeit Stand zu machen (das wäre dann der Stand der Lindenblia), sondern gleich weit genug nach oben daran vorbeizugehen. Die 45m Seillänge in der Topo kommen schon in etwa hin. Seillänge 10 führt gut abgesichert, teilweise ziemlich luftig über ein Band zum nicht vorhandenen Wandbuch. Die Engstelle am Band überwindet man am besten indem man mal kurz etwas nach unten steigt.

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Die Engstelle am Band vor dem WB Standplatz.

Nun folgt die Schlüsselstelle des Südgrats, sofern man ihn auf der leichtesten Variante durchklettert. Der schwerste Teil dieser Seillänge befindet sich unmittelbar nach dem Stand. Von diesem aus sieht die Stelle ziemlich ausgesetzt und auch etwas griff- und trittarm, also gar nicht so einfach aus. Letztendlich löst es sich aber doch besser auf als es ursprünglich den Eindruck macht, Alpinkletterneulinge könnten aber trotz sehr passabler Absicherung hier doch ein paar Grenzen überwinden müssen (vor allem aus moralischer Sicht). Jetzt passiert es leider auch mir: beim Seil einholen am Standplatz löst das Seil einen kleinen Stein der direkt über Tamara hinweg fliegt (und zum Glück auch sonst niemanden trifft). Gegen Ende der Route liegt hier leider einfach jede Menge Geröll herum. Im Anschluss geht es an die beiden Ausstiegsseillängen. Dazu gibt es im Prinzip 3 Varianten: Die original Variante, vom Stand aus betrachtet nach rechts (im Topo keine Haken eingezeichnet mit der Bemerkung „alpin“), die vermutlich üblichste Variante nach links (schaut eher gemütlich aus) und seit nicht all zu langer Zeit auch eine Variante in der Mitte die mit IV+ bewertet sein soll. Nachdem wir noch nicht genug haben entschließen wir uns für die mittlere Variante. Und die hat es doch ziemlich in sich. Bei beiden Seillängen handelt es sich doch mit Abstand um die schwierigsten der Route, meiner Meinung nach wäre man auch mit einer Bewertung im V-er Bereich nicht daneben gelegen. Die erste der beiden Seillängen ist durchaus recht anhaltend, aber in festem Gestein und daher echt schön zu klettern – diese Seillänge überzeugt mich durchaus. Die Abschlusseillänge ist schließlich wohl sogar noch ein kleines Stück schwieriger und gipfelt in einem sehr steilen und brüchigen Wandl. Aufgrund der Brüchigkeit macht mir vor allem diese Stelle weniger Freude. Vermutlich könnte man zwischen diesen beiden Seillängen auch einfach nach links ausqueren.

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Ausstieg erreicht.

Am Ausstieg angekommen warten wir noch ein wenig bis auch Tobi und Claudia mit der Lindenblia abgeschlossen haben und machen uns dann gemeinsam noch auf den kurzen Weg zum Gipfel.

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Buchstein Gipfel.

Für den Abstieg gibt es letztendlich auch noch mehrere Möglichkeiten: Entweder man steigt den Klettersteig ab, man geht über den Normalweg zurück oder man kürzt letzteren mit dem Wenger Weg etwas ab. Mit der Abkürzung erspart man sich einen kurzen Wiederanstieg und auch etwas Distanz, muss aber dafür etwas höhere Schwierigkeiten in Kauf nehmen. Wir entscheiden uns einfach gemütlich für den Normalweg, wobei man auch bei diesem hin und wieder die Hände braucht.

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Im Abstieg.

Nachdem das Essen am Vortag so lecker war, machen wir auch am Buchsteinhaus nochmals Station bevor es dann letztendlich zurück zum Auto geht.

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Gesäuse Nordwände vom Abstieg aus im Abendlicht.

Zusammengefasst: Insgesamt betrachtet eine tolle Tour. Als Tagestour ohne Übernachtung wäre es natürlich auch möglich, aber die Länge ist dann nicht zu unterschätzen. Wenn man schon mehrere Seilschaften vor sich hat, muss man sich durchaus einer erhöhten Steinschlaggefahr bewusst sein – besonders im obersten Teil der Wand liegt leider viel loses Geröll herum. Die letzten 2 Seillängen der neuesten Variante sind deutlich schwieriger als der Rest der Route. Klemmkeile haben wir aufgrund der guten Absicherung umsonst mitgenommen.

Hinterer Brunnenkogel

Ziel: Hinterer Brunnenkogel
Höhe: 3325m
Höhendifferenz: 1700HM
Datum: 04.03.2019
Route: Lüsens – Längentaljoch – Hinterer Brunnenkogel
Tourbegleitung: Bene, Max, Georg

Eines meiner Highlights während unseres einwöchigen Skitourenurlaubs in den Stubaier Alpen ist definitiv die Tour zum eher selten besuchten Hinteren Brunnenkogel. Das Auto wird am großzügigen Parkplatz beim Alpengasthof Lüsens abgestellt. Von dort geht es zunächst mal ca 2km entlang einer Loipe relativ flach zum Fernerboden, wobei der Lüsener Fernerkogel stets den Ausblick dominiert.

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Entlang der Loipen zum Fernerboden.

Nachdem der Fernerboden erreicht ist biegen wir noch vor dem Lüsener Fernerkogel rechts auf den Sommerweg Richtung Westfahlenhaus ein, wo es zum Ersten mal bergauf geht. Der etwas steilere, zum Teil bewaldetet Hang wird flott überwunden und führt uns direkt in das nördliche Ende des Längentals, mit tollem Ausblick auf den Hohen Seeblaskogel.

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Das Längental wird erreicht. Der Hohe Seeblaskogel im Hintergrund.

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Nördliches Ende des Längentales.

Das Längental selbst wird stets leicht ansteigend auf seiner ganzen Länge durchquert (~6km). Die Westfahlenhütte selbst erreichen wir dabei nicht – wir bleiben im Talgrund, während sich die Hütte gut 150HM über diesem befindet.

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Im Längental.

Die Landschaft wird zunehmend eindrucksvoller und die Vorfreude auf die ersten Sonnenstrahlen die uns bald erwarten sollten nimmt zu.

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Blick zurück ins nördliche Ende des Längentales. Auch das Westfahlenhaus ist bei genauer Betrachtung zu erkennen.

Desto weiter wir ins Längental vordringen, desto stürmischer werden auch die Bedingungen. Gerechnet haben wir ohnehin damit, nachdem starker Südfön angekündigt ist.

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Im Längental bei zunehmend stürmischen Verhältnissen.

Teilweise sind die Böen so stark, dass man sich kurz abdrehen will um dem Schleifpapiereffekt im Gesicht zu entgehen. Es ist aber weniger unangenehm als es klingt, weil der Wind für diese Höhe und Jahreszeit ausgesprochen warm ist. Wir nähern uns immer weiter dem südlichen Ende des Längentales mit dem Längentaljoch. Zum ersten mal rückt auch der Hintere Brunnenkogel ins Blickfeld.

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Südliches Ende des Längentales mit dem Längentaljoch. Links: der Hintere Brunnenkogel.

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Ein Blick zurück mit dem Hohen Seeblaskogels.

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Hinauf zum Längentaljoch.

Um das Längentaljoch zu erreichen steigen wir zunächst auf der rechten Seite der kurzen 35-40 Grad Steilflanke ein Stück auf und queren anschließlich auf die Scharte hinein. Eindrucksvoll kann man dabei beobachten wie der Wind den Schnee über den Pass verfrachtet.

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Die Querung aufs Längentaljoch mit eindrucksvollen Windfahnen vor dem Hinteren Brunnenkogel.

Von hier aus sieht man nun auch zum ersten mal den spannenderen Teil der Tour: die Steilrinne hinauf zur Brunnenkogelscharte und den anschließenden Blockgrat zum Gipfel.

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Am Längentaljoch vor dem Hinteren Brunnenkogel.

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Blick auf die andere Seite des Längentaljochs ins Schrankar und auf den Schrankogel.

Vom Längentaljoch legen wir die letzten Meter immer steiler werdend auf Ski zurück, direkt bis unter die Rinne die zur Brunnenkogelscharte hinauf führt. Dort angekommen richten wir unser Skidepot ein.

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Die letzten Meter auf Ski.

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Das Skidepot direkt am Ende der Rinne.

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Blick ins Schrankar vom Skidepot.

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Schrandele, Schrankarkogel und Schrankogel von links nach rechts vom Skidepot.

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Längentaler Weißerkogel.

Nachdem Steigeisen und Pickel angelegt sind geht es schließlich an den Aufstieg in der Rinne. Diese dürfte etwa zwischen 45 und 50 Grad steil sein wobei eine Höhendifferenz von etwa 150HM zurück gelegt wird. Bei uns weist sie gute Verhältnisse auf und ist deshalb einfach zu begehen.

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In der Rinne zur Brunnkogelsscharte.

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Aus der Perspektive von oben (Foto: Max).

Gegen Ende wird die Rinne etwas flacher, aber auch felsiger. Schwierig wird der Anstieg bis zur Scharte dennoch nicht. In der Scharte angekommen zeigt sich die Vielseitigkeit der Tour: Ab hier geht es über in Blockgratkletterei. Auch diese ist nicht sehr schwierig (maximal bis II meiner Einschätzung nach), stellenweise aber doch etwas ausgesetzt und an 1-2 Stellen auch mal etwas griffarm. Zusätzlich ist der Grat recht brüchig.

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Am Blockgrat (Foto: Max).

Nachdem wir den Grat hinter uns gebracht haben und am Gipfel ankommen genießen wir ein wenig den herrlichen Ausblick. Ein Gipfelkreuz in dem Sinne gibt es nicht, nur eine Metallstange.

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Am Gipfel des Hinteren Brunnenkogel.

Nach kurzer Verweildauer und einer kleinen Stärkung geht es dann auch gleich wieder an den Abstieg – das Wetter sollte sich Heute nicht mehr verbessern.

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Beim Abklettern des Blockgrates.

Es gäbe zwar von der Brunnkogelscharte aus auch die Möglichkeit das Ganze als Rundtour zu machen und über den Lüsener Ferner zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen, unser Plan ist allerdings den Aufstiegsweg abzufahren.

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Beim Einstieg in die Rinne.

Zurück beim Skidepot freuen wir uns schließlich auf die bevorstehende Abfahrt. Vom Längentaljoch hinab ins Längental erwartet uns sogar noch allerbester Pulver.

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Blick zurück ins Längental von der Abfahrt.

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Letzter Blick ins Längental.

Insgesamt betrachtet handelt es sich um eine tolle Tour die mehrere Facetten beinhaltet: Eine lange Skitour über eine große horizontale Distanz bei der dennoch einige Höhenmeter zurück gelegt werden, eine Steilrinne sowie Blockgratkletterei. Was will man mehr?

Hintere Schwärze

Ziel: Hintere Schwärze
Höhe: 3624m
Datum: 11.09.2018
Route: Martin Busch Hütte – Marzellkamm – Hintere Schwärze
Tourbegleitung: Tobi, Claudia, Tamara

Einen Tag nach der Reifhornüberschreitung geht unsere Tour durch Österreich weiter nach Tirol, mit dem Ziel Similaun, Hintere Schwärze und Wildspitze. Am Ruhetag müssen wir nur die Autofahrt nach Vent, sowie den Zustieg zur Martin-Busch Hütte schaffen. Die Beine schmerzen allerdings noch ein wenig nach den letzten beiden Touren und so gestaltet sich dieser ein wenig anstrengender als gedacht.

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Beim Zustieg zur Martin-Busch Hütte, Similaun im Hintergrund.

Der Zustieg zieht sich ein wenig in die Länge wobei nur 600 Höhenmeter zu bewältigen sind. Dabei ist ein Teil der befahrbaren Straße wegen Steinschlag gesperrt und Wanderer werden auf einen schmalen Pfad auf der anderen Seite des Baches verwiesen.

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Erreichen der Hütte am späten Nachmittag.

Am späten Nachmittag erreichen wir die Hütte und sind gleich sehr angetan von dieser, sowie dem freundlichen Empfang. Sehr angenehm ist auch das uns zugewiesene 4 Bett Zimmer – mehr kann man sich auf einer hochalpinen Unterkunft eigentlich gar nicht wünschen. Bei Speis und Bier lassen wir den Tag ausklingen.

Am nächsten Morgen starten wir dann Richtung Hintere Schwärze. Dazu steigen wir nach dem Überqueren des Niederjochbachs zunächst 200-300HM auf den Marzellkamm auf. Früher hätte man sich diese extra Höhenmeter offenbar sparen können über einen alten Weg der Ostflanke des Marzellkamms entlang. Dieser gilt aber mittlerweile wegen den immer höheren Temperaturen nicht mehr als sicher genug.

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Am Marzellkamm, rechts hinten: Similaun, links hinten: Marzellspitze.

Auf dem Marzellkamm bekommt man dann auch immer bessere Einblicke zum Marzellferner und auch die Hintere Schwärze rückt irgendwann ins Blickfeld. Wunderschön, der Ausblick von dort oben. Es gilt nur noch den richtigen Abstieg zum Marzellferner zu finden.

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Marzellferner.

Am Gletscher angekommen entschließt sich Tamara leider zu einer Umkehr – sie fühlt sich Heute nicht entsprechend. Wir legen rasch die Steigeisen und Gurte an und gehen über den zunächst blanken Gletscher weiter Richtung unserem Ziel.

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Endlich Eis unter den Füßen.

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Blick Zurück mit dem Marzellkamm.

Ein Stück wird es dann auch mal etwas steil – bei Blankeis bzw. teilweise 1cm Schneeauflage gar nicht so ohne – aber für zeitaufwändiges Sichern dann doch nicht genug.

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Im steileren Part der Tour.

Nach der Kurve legt sich die Steilheit zurück und der Weg führt in das östliche Marzellferner Becken. Dieses ist sehr spaltenreich, aber die bedingt durch die frühe Tageszeit durchgefrorene Schneeauflage und die Spuren von den Vortagen unter offensichtlich deutlich wärmeren Bedingungen machen für uns zunächst ein weitergehen ohne Seil vertretbar.

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Wieder ein Blick zurück.

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Eine echte Genusstour bei diesem Traumwetter.

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Am Marzellferner.

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Am Marzellferner mit dem Gipfel der Hinteren Schwärze.

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Durch ein kleines Spaltenlabyrinth.

Vor dem Gipfel wird es jetzt nochmal etwas steiler entlang eines Kamms. Dieser weist allerdings kein Blankeis mehr auf und ist angenehm zu gehen.

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Bald geschafft, hinten Weißkugel.

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Ziel in Sicht.

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Der letzte Gipfelaufbau.

Am Gipfel legen wir schließlich eine etwa halbstündige Pause ein und genießen die tollen Ausblicke bei bestem Wetter und grandioser Fernsicht.

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Vom Gipfel in östliche Richtung…

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… sowie in nördliche Richtung mit Marzellferner und Weißkugel…

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… und der Grat hinüber zum Similaun.

Beim Abstieg wird bedingt durch die Sonneneinstrahlung und die zunehmende Temperatur der Schnee bereits etwas aufgeweicht weshalb wir über den Gletscher nach dem Firnkamm auch anseilen.

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Den Kamm entlang wieder hinunter auf den Marzellferner.

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Über den Marzellferner wieder retour durch das Spaltenlabyrinth.

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Und nochmal Vorsicht walten lassen über das mit einer dünnen Schneeschicht bedeckte Blankeis.

Auf den bevorstehenden Wiederanstieg auf den Marzellkamm freuen wir uns schließlich weniger, haben wir durch die letzten Tage doch schon einige Höhenmeter in den Beinen. Aber auch das geht vorbei und wir werden nochmal mit einem prachtvollen Rückblick auf Marzellferner sowie Similaun und der Marzellspitze belohnt.

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Marzellferner, Marzellspitze und Similaun.

Die letzten Höhenmeter hinab über den Marzellkamm vergehen schließlich wie im Flug wenn wir an die Unterkunft , die sonnige Terrasse sowie ein gediegenes Abendessen denken.

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Blick vom Marzellkamm ins Tal Richtung Vent. Links unten: die Überreste der alten, von einer Lawine weggerissenen Samoar Hütte.

Reifhorn Überschreitung

Ziel: Reifhorn
Höhe: 2487m
Datum: 09.09.2018
Route: Eiskogel, Kreuzreifhorn, Gr. Reifhorn, Westl. Reifhorn
Tourbegleitung: Tobi, Claudia, Bene

Die zweite Tour unseres heurigen Österreich Trips führt uns vom Gesäuse weiter Richtung Westen, ins Salzburger Land – in die Loferer Steinberge um genauer zu sein. In diesem Gebirgszug suchen wir uns dann auch gleich eine der dortigen Paradetouren aus, die Überschreitung der Reifhörner mit Schwierigkeiten bis zum IVten Grad. Insgesamt 1700HM sind für diesen Tag zu erwarten, davon 550HM bzw. 3km Luftlinie an Kletterei.

Dazu ist zunächst vom Loferer Hochtal bzw. dem großzügigen Parkplatz dort der etwas längere Zustieg zur Schmidt-Zabierow-Hütte zu bewältigen.

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Beim Zustieg Richtung Schmidt-Zabierow-Hütte.

Mit zunehmender Höhe wird die Landschaft immer ansprechender. Vom Wald geht es über zu Karstgelände mit eindrucksvollen Dolinen sowie von Wasser geformten Felsplatten. Auch unser Ziel, die Reifhörner erscheinen nun zum ersten Mal in der Nähe, wobei sie aus dieser Perspektive zunächst gar nicht so eindrucksvoll aussehen.

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Die Reifhörner zum Ersten Mal aus der Nähe.

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Von Wasser geformter Fels – hinten die Schmidt-Zabierow-Hütte.

Wenige Minuten bevor wir die Schmidt-Zabierow-Hütte erreichen biegen wir an einer Wegkreuzung nach links Richtung dem Reifhorn Normalweg sowie dem Weg Richtung Gr. Ochsenhorn ab.

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Abzweigung Richtung Gr. Ochsenhorn.

Diesem Weg folgen wir nun ein kurzes Stück um anschließend weglos Richtung Nas’nwandl abzubiegen.

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Zum Nas’nwandl, vorbei an riesigen Dolinen.

Mit dem erreichen des Nas’nwandl ist schließlich auch der Einstieg der eigentlichen Reifhornüberschreitungsroute erreicht – ab hier beginnt die Kraxelei. Für das Nas’wandl kann man aus mehreren möglichen Varianten wählen, wobei alle um den IIIten bis IVten Schwierigkeitsgrad liegen und 3-4 Seillängen haben. Die beste Übersicht über die mindestens 7 Routen in dieser Wand findet man am Nas’nrouten Topo auf der Homepage der Schmidt-Zabierow-Hütte. Für eine kurze Stelle im Kamin bin ich dann auch ganz froh um das Seil, auch wenn diese Stelle nur mit III+ bewertet ist. Den Rest der Route bringen wir rasch am laufenden Seil hinter uns. Über schrofiges Gelände geht es im Anschluss weiter bis man den zu querenden Normalweg auf das Kreuzreifhorn erreicht wo sich auch die sogenannte Nase befindet. Diese kann entweder direkt erklettert werden, wobei es sich um den IVten Schwierigkeitsgrad handeln soll und kein Absicherungsmaterial vorhanden ist, oder wie von uns und üblicherweise auch in den Beschreibungen angegeben rechts über eine kurze III- Stelle umgangen werden. Über wunderbare Platten und ein paar kurze, leichte Kletterstellen setzt sich der Weg im Anschluss fort in Richtung des ersten von unseren vier Gipfeln, dem Eiskogel.

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Über schöne Platten zum Eiskogel.

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Kurz vorm ersten Gipfel.

Vom Eiskogel wird im Anschluss 2x von kurzem Gehgelände unterbrochen abgeseilt in die Schwarte zwischen Eiskogel und Kreuzreifhorn.

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Die erste Abseilstelle, Kreuzreifhorn im Hintergrund.

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Erste Abseilstelle von unten.

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Abseilen in die Scharte zwischen Eiskogel und Kreuzreifhorn.

Bei der zweiten Abseilstelle kann man entweder direkt mit beherztem Spreizschritt auf den großen Klemmblock abseilen oder aber auch daran vorbei bis ganz nach unten um unter diesem hindurch auf die andere Seite zu schlüpfen.

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Unter dem Klemmblock (Foto: Bene).

Anschließend muss man sich ohne uns ersichtliche Anhaltspunkte einen Weg über schrofiges und brüchiges IIer bis IIIer auf das Kreuzreifhorn suchen. Ein wenig Gespür für vernünftige Wegfindung im Schrofengelände schadet hier nicht, wenn man mal in der Flanke ist sieht es aber weniger abschreckend aus als noch von einiger Entfernung. All zu schwer ist es jedenfalls nicht, ich habe mich auch ohne Seil wohlgefühlt.

Am Kreureifhorn angekommen legen wir für ein paar Minuten Pause ein und genießen die tolle Fernsicht inklusive Großglockner und Großvenediger.

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Ochsenhorn.

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Östliches Reifhorn mit so manchem 3000er im Hintergrund.

Vom Kreuzreifhorn führt zunächst leichte Kraxelei entlang des gut markierten und versicherten Normalwegs ins Weinschartl, welches auch gleichzeitig eine Abbruchmöglichkeit darstellt.

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Am Weg ins Weinschartl. Links: Reifhorn, rechts: westl. Reifhorn.

Auf das Große Reifhorn selbst führt im Anschluss interessanterweise kein Pfad mehr obwohl es der höchste der Reifhorngipfel ist. Wieder ist etwas Spürsinn für Wegfindung nicht von Nachteil, wenn der Weg vom Weinschartl zum Gipfel auch nicht lang ist. Ob wir die ideale Variante gefunden haben ist uns nicht so ganz klar, ein kurzes Plattenstück erscheint doch schwieriger als der veranschlagte IIer, aber es handelt sich dabei nur um 1-2 Züge die auch nicht ausgesetzt sind.

Mit Hilfe von Steinmännern gilt es im Anschluss die Abseilstelle in die Scharte zwischen Großem Reifhorn und westlichem Reifhorn zu finden – all zu gut versteckt sie sich aber nicht. Eine ~3m Steilstufe muss dabei abgeklettert werden.

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Am Weg zur letzten Abseilstelle.

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Westliches Reifhorn kurz vor der Abseilstelle (Foto: Bene).

Beim Abseilen ist hier stark auf Steinschlag zu achten, vor allem wenn man bereits unten wartet sucht man sich besser einen gut geschützten Platz. Nachdem das Seil abgezogen ist geht es schließlich ins Grande Finale, in die letzten 2-3 Seillängen auf das Westliche Reifhorn (siehe Bild oben). Der Beginn der Kletterei ist zunächst klar vorgegeben durch eine Verschneidung. Nach einem kurzem leichteren Abschnitt folgt in der ersten Seillänge allerdings noch ein kurzer Aufschwung. Wieder einmal sind wir uns hier nicht so ganz sicher, ob wir für diesen die ideale Variante gewählt haben. In unserer Variante ist zwar eine alte Sanduhrenschlinge zur Absicherung vorhanden, die Schwierigkeiten dürften aber kurz doch deutlich über III liegen, wie eigentlich angegeben.
Nach dieser Seillänge wechselt man durch einen engen Druchschlupf auf die sonnige Südseite. Nördlich gäb es zwar theoretisch auch einen Kamin der auf den Gipfel führt, dieser sieht aber doch sehr anspruchsvoll aus. Der Durchschlupf selbst ist wirklich eng – so eng, dass man den Rucksack jedenfalls ablegen muss.

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Im Durchschlupf auf die Südseite (Foto: Bene).

Zum Abschluss wartet noch eine Traumseillänge durch eine Verschneidung bei bester Felsqualität direkt hinauf zum Gipfel des westlichen Reifhorns.

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Die schöne letzte Seillänge hinauf zum Gipfel.

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Letzte Seillänge von oben.

Nach einer kurzen Pause machen wir uns dann auch schon an den Abstieg. Dieser ist teilweise mit Stahlseilen versichert, stellt aber keine großen Schwierigkeiten mehr dar. Insgesamt haben wir von Parkplatz zu Parkplatz mit Abzug der größeren Pausen und Hütteneinkehr etwa 8 Stunden benötigt.

Admonter Reichenstein via Totenköfpl

Ziel: Admonter Reichenstein
Höhe: 2251m
Datum: 08.09.2018
Route: Totenköpfl Ostgrat, Reichenstein Ostwand
Tourbegleitung: Tobi, Claudia, Bene

Nachdem das Wetter nicht all zu vielversprechend ist, wir nicht zu früh los starten wollen und im Anschluss noch ein paar Hundert Kilometer nach Salzburg fahren müssen wählen wir für den Auftakt unseres heurigen Österreich-Urlaubs eine etwas kürzere Tour mit einem nicht all zu langen Zustieg: den Admonter Reichenstein übers Totenköpfl. Bis knapp unter die Mödlinger Hütte, welche bereits auf etwas über 1500m liegt, kann man über eine kostenpflichtige Schotterstraße mit dem Auto zufahren. Um die Hütte zu erreichen geht man vom Parkplatz nur noch ca 20 Minuten entlang einer steilen Forststraße.

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Die Mödlingerhütte.

Von dort verläuft der Zustieg zunächst gemütlich dem Normalweg des Admonter Reichensteins entlang. Die Abzweigestelle vom Normalweg befindet sich schließlich bei einer nicht zu übersehenden Trinkwasserquelle unter der sogenannten Pfarrmauer. Eindeutige Trittspuren gibt es ab hier nicht mehr, im Prinzip kann man sich aber kaum verlaufen: Immer nach oben, bzw. wenn man oben angekommen ist dem Grat entlang Richtung Totenköpfl.

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Zustieg, zunächst noch am Normalweg.

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Zustieg.

Die letzten Meter des Zustiegs geht es über grasiges Schrofengelände am Grat entlang bis zum Einstieg. Von der Nähe wirkt dieser Teil dann auch nicht mehr ganz so steil und unangenehm wie noch aus einiger Distanz.

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Nicht mehr weit zum Einstieg.

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Diesen Grasschrofenpfeiler muss man dazu aber noch überwinden.

Der Einstieg befindet sich ein klein wenig versteckt, rechts des Grates, nachdem man den Grasschrofenpfeiler überwunden hat und das Gelände endgültig in Fels übergeht.

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Am Einstieg angekommen.

Die spannendste Stelle der Tour wartet dann auch gleich in der ersten Seillänge. In dieser muss ein Gendarm orografisch rechts umklettert werden. Man muss aufpassen, nur nicht zu hoch auf den Gendarm zu steigen (es gäbe oben aus eigener Erfahrung aber auch eine Abseilvorrichtung). Der interessanteste Part dieser Seillänge ist dann kurz vor dem Stand zwischen erster und zweiter Seillänge: Eine sehr ausgesetzte, absteigende Querung im IIIten Grad, die aber sehr gut abgesichert ist, sofern man den letzten Bohrhaken für den Nachsteiger nicht übersieht (sorry).

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Die Schlüsselstelle der Tour.

Der Stand nach der Schlüsselseillänge ist sehr großzügig und man darf sich jetzt auf 2-3 Seilängen traumhafter Kletterei in super Fels freuen.

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Die zweite Seillänge.

Ab der dritten Seillänge wird die Tour nach und nach leichter – wir machen aus drei Seillängen eine am laufenden Seil mit Tibloc Unterstützung. Am Totenöpfl, auf dem es sogar Gipfelkreuz und Buch gibt, angekommen machen wir eine kurze erste Verschnaufpause.

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Am Totenköpfl (Foto: Bene).

In die Scharte zwischen Totenköfpl und Reichenstein kann man schließlich etwa in IIIer Gelände abklettern, oder etwas gemütlicher: abseilen; entweder 2x20m, oder wenn man mit Halbseilen unterwegs ist gleich auf einmal.

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Die Abseilstelle in die Scharte.

In der Scharte heißt es dann beim Abziehen des Seiles auf Steinschlag zu achten, liegt doch einiges an bröseligem Zeug herum.

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In der Scharte zwischen Totenköpfl und Admonter Reichenstein (Foto: Bene).

Die Ostwand des Reichensteins selbst soll anschließend trotz fast der selben Bewertung wie der Ostgrat des Totenköpfls um einiges leichter zu klettern sein als letzterer – sowohl Tobi als auch Bene haben die Tour bereits in der Vergangenheit gemacht. Wir verzichten aus diesem Grund auf das Seil für den weiteren Anstieg.

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Beim Start in die Reichenstein Ostwand.

Die Stände sollen stets rot markiert sein, wir achten aber beim Klettern nicht mehr wirklich darauf nachdem wir nicht darauf angewiesen sind. Im Prinzip kann man wohl nicht viel falsch machen was die Routenführung betrifft, immer den vernünftigsten Weg nach oben. Vernünftig bedeutet hier vor allem darauf zu achten, nicht in all zu bröseliges Gelände zu kommen – die Felsqualität ist hier leider nicht mehr zu vergleichen mit dem Totenköpfl Ostgrat. Wir bemühen uns möglichst versetzt zu Klettern um sicherer vor Steinschlag zu sein.

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In der bröseligen Ostwand (Foto: Bene).

Nach etwas weniger als vier Stunden erreichen wir schließlich den Gipfel des Admonter Reichensteins.

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Am Gipfel angekommen (Foto: Bene).

Langsam beginnt sich das Wetter zu verbessern, die Wolken ziehen sich immer mehr zurück. Auch der Blick zurück zum Aufstieg über das Totenköpfl wird freigegeben.

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Rückblick vom Gipfel zum Totenköpfl.

Nun steht noch der gar nicht so wenig mühsame Abstieg bevor. Lange heißt es noch zumindest etwas konzentriert zu bleiben. Kurze Stellen sind sogar versichert, und große Teile des Abstiegs sind eine Querung unter dem Gipfel zur anderen Seite des Berges. Immer wieder gibt es kurze Kletterstellen bis zum IIten Grad.

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Der Abstieg.

Das Wetter bessert sich immer weiter und gewährt uns schlussendlich auch noch schöne Rückblicke über unseren zurückgelegten Weg.

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Totenköpfl. Nach links hinten: Normalweg zum Reichenstein; der Grat rechts: unser Aufsteigsweg.

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Aussicht zum Ödstein und Co.

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Der Ödstein im Zoom.

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Ein letzter Rückblick zum Totenköpfl und Reichenstein.

Nach etwa 6 Stunden vom Parkplatz inklusive Pausen erreichen wir schließlich wieder den Parkplatz.

Lofoten

Datum: 11.07.2018 – 22.07.2018
Begleitung: Tamara
Strecke: ~120km, ~6000HM
Sonnen Auf/Untergang: gibts nicht

Für den großen Sommerurlaub dieses Jahres verschlägt es uns für 10 Tage auf eine norwegische Inselgruppe nördlich des Polarkreises in der Region Lofoten. Mit den bereits gesammelten Erfahrungen wissen wir, wie wichtig leichtes Gepäck ist, und so wird optimiert was der Geldbeutel hergibt. Letztendlich kommt Tamara inklusive Verpflegung für 12 Tage auf 17kg, ich ein wenig über 20kg. In Anbetracht der bevorstehenden Höhenmeter zwar immer noch ordentlich – aber desto mehr wir essen, desto weniger wird es werden; zusätzlich sind immer wieder Abstecher auf Berge mit leichtem Tagesgepäck geplant. Zur Orientierung dient eine äußerst detaillierte Karte, auch online verfügbar auf http://norgeskart.no. Unterwegs navigieren wir mit einer teilweise kostenpflichtigen Android Applikation (und einer  dafür notwendigen Powerbank) die genau diese Karte zur Verfügung stellt.

Tag 1:

Der erste Tag dient ausschließlich der etwas langwierigen Anreise. Bereits frühmorgens bringt uns ein Bus zum Wiener Flughafen. Von dort geht es per Flugzeug mit einem Zwischenstopp in Oslo weiter gen Norden in die kleine norwegische Stadt Bodø. Bevor von dort schließlich die Fähre zu der Inselgruppe ablegt bleibt uns noch etwas Zeit um in einem der zahlreichen Sportgeschäfte Gaskartuschen zu kaufen, nachdem diese im Flugzeug nicht transportiert werden dürfen. Theoretisch wären sowohl die Geschäfte (2.5km vom Flughafen) als auch die Fähre (5km vom Flughafen) leicht zu Fuß zu erreichen. Um aber noch sicher vor Ladenschluss (21:00) Gaskartuschen besorgen zu können entscheiden wir uns vom Flughafen ein Taxi zu nehmen und erst von dort zu Fuß los zulegen.

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In Bodø am Weg zur Fähre.

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Das Warten hat ein Ende: Ankunft der Fähre.

Die Fähre legt schließlich um 22:30 ab und kostet für die 4-stündige Überfahrt pro Person lediglich 221 norwegische Kronen, ca 22€; das Taxi vom Flughafen zum Supermarkt hat in etwa das selbe gekostet. Tickets brauchen praktischerweise auch nicht im Vorhinein reserviert werden wenn man ohne Gefährt unterwegs ist – man kann sie einfach beim Einsteigen kaufen.

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Gegen Mitternacht auf der Überfahrt.

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Kurz vor der Ankunft.

Erst gegen 02:30 Morgens haben wir schließlich wieder Boden unter den Füßen und erreichen den Ort Moskenes auf der Insel Moskenesøy. Wir sind todmüde und sollten nicht all zu spät am Vormittag einen Bus erwischen. Wildcampen ist zwar in Norwegen generell nicht verboten, aber in Moskenes nicht so einfach zu realisieren, soll man doch nicht gerade auf einem Privatgrundstück aufschlagen während der Ort von steilen Felsen umschlossen ist. Aus diesem Grund existiert in kurzer Entfernung vom Fährhafen wohl auch einer der ganz wenigen Campingplätze auf der Inselgruppe den wir auch unmittelbar ansteuern. Um diese Uhrzeit ist am Campingplatz niemand wach der Geld möchte, zudem ist es auch alles andere als klar wo der Campingplatz aufhört und die Wildnis anfängt. Deshalb spazieren wir durch den Campingplatz weiter Richtung Meer und schlagen in einiger Entfernung von allen anderen Zelten unseres rasch auf und schlüpfen erschöpft in den Schlafsack um zumindest ein paar Stunden Schlaf zu ergattern.

Tag 2:

Bereits gegen 08:00 ist schon wieder Tagwache angesagt – im Zelt in der prallen Sonne wird es sowieso zu heiß.

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Der Zeltplatz in Moskenes.

Mit dem Bus fahren wir schließlich von Moskenes in Richtung Nordosten bis nördlich des Berges Volandstinden bzw. der Kreuzung E10 mit der Straße 986 Richtung Fredvang.

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Der Reinebringen aus dem Bus fotografiert.

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Reine, ebenfalls aus dem Bus.

Nach etwa 1.5 Stunden Fahrzeit erreichen wir unser Ziel. Leider hat sich in der Zwischenzeit das Wetter etwas verschlechtert und die Gipfel sind in dichte Wolken gehüllt. Hochmotiviert wollen wir uns unseren ersten geplanten Gipfel, den  457m hohen und – wenn nicht gerade in Wolken gehüllten markanten – Volandstinden aber dennoch nicht vermiesen lassen. Für den kurzen Abstecher lassen wir das schwere Gepäck unter einem großen Fels nicht weit von der Bushaltestelle zurück – sogar vor Regen wäre es hier geschützt. Der Weg ist jedenfalls nicht sehr schwer zu erkennen und ist leicht – nur wenn man auf den nördlichsten, vermutlich höchsten Gipfel will wird es mal kurz etwas steiler und ausgesetzter. Die Wolken lichten sich leider erst beim Abstieg wieder – der Gipfel selbst wird den ganzen Tag nicht mehr freigegeben.

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Beim Abstieg vom Volandstinden, Blickrichtung Skjelfjorden.

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Blickrichtung Selfjorden.

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Beim Abstieg.

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Über diese Brücken wird uns der Weiterweg führen.

Nachdem wir wieder beim Gepäck ankommen starten wir unseren Weiterweg zu unserem heutigen Übernachtungsziel, dem Berg Ryten. Davor legen wir aber zunächst noch eine gemütliche Mittagspause ein um den Rest der Etappe mit schwerem Gepäck gestärkt angehen zu können.

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Idyllischer Pausenplatz.

Der Weg über die Brücken welche die Insel Flakstadøy mit Moskenesøy verbindet ist schließlich zu Fuß mangels fehlendem Gehsteig auf schmaler Straße und gleichzeitigem Autoverkehr etwas ungemütlich.

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Zwischen den beiden Inseln.

Auf der anderen Seite angekommen verlassen wir schließlich bald die Zivilisation, zumindest für die nächsten drei Tage. Gerne hätten wir von hier noch ein Foto von der anschaulichsten Seite des Volandstinden bzw. dessen markanter Gipfelspitze gemacht, er will sich aber partout nicht mehr zeigen.

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Rückblick zum Volandstinden.

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Raus aus der Zivilisation.

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Letzter Blick zurück, der Sandbotnen Strand in der Ferne.

Am Weg auf den 542m hohen Ryten kommen wir bei einem kleinen See vorbei. Wir haben zwar unsere Wasservorräte bereits aufgefüllt, stellen aber trotzdem fest, dass er uns beim Abstieg als Trinkwasser oder zum Kochen und Waschen hilfreich sein wird.

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Einer der Seen am Weg zum Ryten Gipfel.

Der Blick Richtung Gipfel verunsichert uns ein wenig, nachdem es bewölkt und windig wirkt. Beinahe schlagen wir unser Zelt bereits auf halber Höhe auf nachdem sich dort noch die Sonne zeigt. Absteigende Wanderer weisen uns aber darauf hin, dass der Gipfel aus der Wolkendecke heraus ragt und es darüber angenehm warm und windstill ist. Bei diesen guten Versprechungen verwerfen wir diesen Plan natürlich sogleich wieder und machen uns voll Motivation auf den Weg nach oben. Auch der prächtige Kvalvika Strand wird jetzt erstmals einsehbar.

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Kvalvika vom Weg auf den Ryten.

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Ein letzter Blick zurück auf den Volandstinden (in Wolken gehüllt) und die Brücken über die wir gekommen sind.

Oben angekommen bewahrheiten sich die Versprechungen der Wanderer. Wir sind über dem Nebel, es ist sonnig, angenehm warm und windstill. Auch wenn noch zwei andere Zelte am Gipfel vorhanden sind fällt es uns nicht schwer auch für uns einen tollen Platz zu finden. Das Plateau ist groß und ideal zum Zelten, da es relativ eben und durch das Gras und Moos weich ist. Gemütlich kochen wir ein Abendessen und genießen die tollen Ausblicke in der Mitternachtssonne bevor wir uns relativ spät in unser Schlafsäcke verkriechen.

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Unser Zelt am Ryten Plateau.

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Blick vom Plateau auf Kjerringa, Litljordtinden, Kitinden und Ulvstinden.

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Kvalvika befindet sich unter den Wolken.

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Die schönen Momente genießen.

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Gegen 01:00 Morgens, tiefer geht die Sonne nicht.

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Letztes Bild vorm Schlafen über der Wolkendecke.

Tag 3:

Der dritte Tag führt uns zunächst vom Ryten hinunter zum Kvalvika Strand. Leider ist das Wetter noch etwas weniger einladend geworden mit einer dicken Wolkendecke. Am Weg hinunter machen wir noch kurz Halt bei oben erwähntem See (Forsvatnet) um zu Frühstücken und uns ein wenig zu erfrischen.

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Unser nächstes Ziel, der Kvalvika Strand.

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Letzter Teil des Abstiegs nach dem Fühstück am See.

Am Strand angekommen legen wir eine ausgedehnte Pause ein um ein wenig herum zu spazieren und später auch Mittag zu Essen. Gar nicht so leicht zu finden ist die Unterkunft von Inge Wegge und Jørn Ranum die dort ihren preisgekrönten Film North of the Sun gedreht haben. Die Tür lässt sich öffnen und nach dem Betreten wirkt es beinahe so, als wären sie noch vor einer Woche dort gewesen da die Hütte nach wie vor voll ausgestattet ist.

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Ausgedehnte Pause am Kvalvika Strand.

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Die Hütte aus dem Film ‚North of the Sun‘.

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Schafe sind die einzigen Bewohner.

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Blick zurück zum Ryten.

Nach der Pause müssen wir vom nördlichen Teil des Strandes zum Menschenleeren südlichen Teil gelangen. Bei Ebbe wäre dies einfach ein Strandspaziergang, wir erwischen aber die Flut. Das bedeutet in weiterer Folge Felskraxelei bis zum IIten Grad, mit dem schweren Gepäck gar nicht immer so einfach. Ein Pfad existiert jedenfalls und an manchen Stellen ist dieser auch versichert. Am südlichen Strand angekommen werden wir zum Ersten mal mit Walüberresten konfrontiert. Die zusammengefallene Masse stinkt erbärmlich, nur die abgetrennte Schwanzflosse ist sehr gut erhalten geblieben.

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Walflosse am südlichen Teil des Kvalvika Strands.

Vom Strand geht es jetzt zunächst gute 100HM einen Pass hinauf ins Landesinnere. An zwei Seen vorbei, dem Ågotvatnet und Markvatnet queren wir über einen angenehmen Wanderweg auf die andere Seite der Insel. Da alle Gipfel in dichte Wolken gehüllt sind verzichten wir Heute auf mögliche Bergabstecher (Moltinden oder Kitinden). Auf der anderen Seite angekommen können wir ein ganzes Stück bis Selfjord den Luxus einer Straße genießen was uns ein flottes Vorankommen ermöglicht.

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Wollgräser belgeiten uns am Weg.

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Die Straße bis Selfjord.

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Rechts: der kleine Ort Selfjord.

Nachdem die Straße endet erwartet uns allerdings äußerst anstrengedes Gelände. Es wird sehr sumpfig und es ist ein ständiges Auf und Ab, auch über größere Felsblöcke. Hier kommt man eher nur langsam voran. Beim See Fageråvatnet erwägen wir zunächst unser Zelt für die Nacht aufzuschlagen. Nachdem hier aber die eine oder andere unangehme Mücke anwesend ist und wir noch etwas Energie haben beschließen wir noch etwa 400HM auf den Pass Fageråskaret zurück zu legen und unser Glück dort zu versuchen. Eine goldrichtige Entscheidung wie sich herausstellt. Die mückenfreie Aussicht von dort oben ist atemberaubend und es gibt, auch wenn es von unten nicht danach ausgesehen hat, ebene, moosige Flächen die sogar ein paar wenigen Zelten Platz bieten würden – wir sind jedoch die einzigen hier.

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Der Zeltplatz am Fageråskaret Pass.

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Blick hinunter auf unseren zurückgelegten Weg und den See Fageråskaret.

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Der Blick auf die andere Seite, der See Solbjørnvatnet.

Tamara ist nach dieser langen Etappe etwas erschöpft und verschwindet bald mal nach dem Abendessen im Zelt. Ich genieße noch ein wenig die tollen Ausblicke und spaziere ein wenig herum bis ich mich anschließe.

Tag 4:

Auch am vierten Tag zeigt sich das Wetter nicht von einer besseren Seite. Vom Pass ausgehend müssen wir zunächst die Flanke des Markan Berges queren um von dort schließlich in das Horseid Tal absteigen zu können.

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Tamara geht hier kurz in die falsche Richtung: Der Pass hinten war unser Übernachtungsplatz.

Im Tal angekommen lassen wir es uns nicht nehmen unser schweres Gepäck unter einem Felsen zu verstauen und einen kurzen Abstecher zum relativ einsamen Horseid Strand einzulegen – dies allerdings sehr flotten Schrittes, da wir etwas später unbedingt die letzte Fähre an diesem Tag gegen 15:00 erwischen wollen.

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Am Abstecher zum Horseid Strand.

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Am Horseid Strand.

Die Dimensionen des Strandes sind gewaltig, ist er doch 500m breit und streckt sich etwa 2km ins Landesinnere. Nach einer kurzen Mittagspause machen wir uns wieder auf den Rückweg Richtung Kjerkfjorden. Dazu müssen wir aber erst unser schweres Gepäck wieder aufnehmen und nochmal ca 200HM auf einen weiteren Pass zurück legen.

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Blick vom Pass zurück zum Horseid Strand.

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Kjerkfjorden auf der anderen Seite des Passes.

Der ursprüngliche Plan wäre gewesen von Kjerkfjorden mit der Fähre zu einem Spezialstop am Ende von Fjorsfjorden zu fahren um von dort den höchsten Gipfel der Insel, den Hermannsdalstinden in Angriff zu nehmen. Nachdem das Wetter aber eher ungeeignet dafür ist und der Anstieg (vor allem mit dem schweren Gepäck bei nassen Verhältnissen) auch nicht ganz ungefährlich sein soll entscheiden wir spontan um und visieren Vinstad an.

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Warten auf die Fähre in Kjerkfjorden.

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Und so sieht diese schließlich aus.

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Fahrt von Kjerkfjorden nach Vindstad.

Nach der Ankunft in Vindstad genehmigen wir uns einen Kaffee in einem von einer alten Schule umfunktionierten Gebäude. Gleichzeitig erfahren wir, dass die lokale Bevölkerung dort Heute eine Art jährliche Feier geplant hat und helfen auch ein wenig beim Aufbau mit. Wir wären auch zu der Feier eingeladen worden, lehnen dies aber höflich ab da wir noch ein ganzes Stück weiter müssen um unser Zelt irgendwo aufstellen zu können.

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Aufbau der Feier in Vindstad.

Statt dessen wandern wir weiter in Richtung Bunes Strand. Am kleinen Pass davor wollen wir das Zelt aufstellen und anschließend noch eine abendliche Wanderung am Strand einlegen.

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Blick von unserem Zeltplatz zum Bunes Strand.

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Wieder ein toller Zeltplatz.

Nach dem Abendessen marschieren wir ohne Gepäck los zu einem kleinen Strandspaziergang. Wobei klein etwas untertrieben ist nachdem die Dimensionen des Strandes wieder gewaltig sind. Als Kletterer sticht mir die massive Plattenwand ins Auge, die den Strand von rechts begrenzt. Mit etwas Recherche finde ich später heraus, dass die eindrucksvolle Westwand des Helvetestinden etwa 600m hoch ist und bereits einige Kletterer jeweils eigene, cleane Routen um den VII Grad in diese gelegt haben.

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Die 600m hohe Helvetestinden Westwand.

Durch einen riesigen Walknochen auf den wir kurze Zeit später stoßen gestaltet sich der Strandspaziergang sogar noch etwas aufregender.

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Walknochen am Bunes Strand.

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Strandspaziergang.

Interessant ist auch das Süßwasser, dass am hinteren Ende des Strandes von einem kleinen Fluß ausgehend vom Strand verschluckt wird und nahe der Meerwasser Grenze in winzigen Quellen über den ganzen Strand verteilt wieder zur Oberfläche kommt. Diese kleinen Quellen hinterlasssen beeindruckende Muster im Sand, Bleistiftzeichnungen zum Verwechseln ähnlich.

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Kleine Süßwasserquellen.

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Schönes Farbenspiel am Bunes Strand.

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Blick zurück vom Pass mit unserem Zelt Richtung Vindstad.

Nachdem wir uns schließlich endlich am Strand satt gesehen haben und es auch ein wenig zu tröpfeln angefängt ziehen wir uns für den heutigen Tag ins Zelt zurück.

Tag 5:

Die Nacht verläuft alles andere als ruhig. Es regnet heftig und stürmt derart, dass wir teilweise sitzend das Zelt halten aus Angst etwas könnte brechen oder reißen. Wir sind nun ziemlich froh uns richtig entschieden zu haben und nicht irgendwo weiter oben auf einem Pass Richtung Hermannsdalstinden zu übernachten. Den Vormittag verbringen wir in strömendem Regen im Zelt. Erst gegen Mittag, als er etwas nachlässt bauen wir dieses ab und marschieren wieder los zurück Richtung Vindstad bzw. zur Fähre.

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Am Rückweg nach Vindstad nach einer turbulenten Nacht.

In Vinstad schauen wir nochmal in dem Cafe vorbei und genehmigen uns ein Stück Kuchen. Viel haben wir für diesen verregneten Tag ohnehin nicht mehr geplant: Wir wollen mit der Fähre von Vinstad nach Reine und von dort weiter mit dem Bus nach Sørvågen. In Sørvågen suchen wir nach einem Lebensmittelgeschäft um etwas Abwechslung von dem täglichen Trekkingessen zu bekommen. Wir fragen nach einem Tipp, wo wir das Essen im Trockenen konsumieren könnten und werden auf eine Unterstandshütte ein paar HM über Sørvågen hingewiesen. Diesen Tipp nehmen wir dankend an und errichten zusätzlich in unmittelbarer Umgebung dieser Hütte unser Zelt für die Nacht, nachem sie glücklicherweise auch optimal für unsere weitere geplante Tour liegt.

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Unser Zelt neben der Unterstandshütte über Sørvågen.

Tag 6:

Sofern es das Wetter zulässt steht Heute wieder der Hermannsdalstinden am Programm, der mit 1029m höchste Berg der Insel kurz unter der Gletschergrenze. Dieses mal allerdings von einer anderen Seite und mit leichtem Tagesgepäck. Bis hinauf zur Munkebu Hütte (unbewirtschaftet und nur für Mitglieder eines Art norwegischen Alpenvereins zugänglich) sind wir nach wie vor in dichte Wolken gehüllt, aber der Wetterbericht verspricht eine deutliche Wetterbesserung ab Nachmittag, auch für die nächsten Tage. Der Weg bis zur Hütte ist über weite Strecken äußerst matschig und es gibt mehrere Varianten, wie wir erst später beim Abstieg feststellen werden – in der Karte sind diese jedenfalls nicht verzeichnet. Nachdem sich die Wolken auch ein Stück nach der Munkebu Hütte noch nicht lichten besteht Tamara auf eine Umkehr. Zu unserem Glück kann ich sie aber doch noch überreden noch ein Stück weiter zu gehen. Nur 15 Minuten später erwartet uns strahlender Sonnenschein und die Wolken verziehen sich immer mehr. Eine Wohltat nach so vielen bewölkten Tagen.

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Hermannsdalstinden im Hintergrund, davor der See Krokvatnet.

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Blick hinunter nach Vindstad.

Nichtsdestotrotz ist die bereits bisher längere Tagestour in Kombination mit den Strapazen der letzten Tage und dem zu erwartendem Rückweg genug für Tamara und so beschließt sie in der Sonne die Aussicht zu genießen und mich den teilweise etwas ausgesetzten Weiterweg alleine fortsetzen zu lassen. Der ausgesetzte Grat sieht aus der Nähe bereits nicht mehr so schlimm aus wie aus einiger Entfernung, aufgrund der nassen Erde bin ich aber dennoch über das Fixseil froh. Die Wolken lichten sich umso mehr je weiter ich nach oben komme. Um Tamara nicht zu lange warten zu lassen gehe ich flotten Schrittes. Auf den letzten Höhenmetern warten schließlich noch ein paar einfache Kletterstellen, speziell wenn man die Gipfelmarkierung selbst erreichen will.

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Der Hermannsdalstinden Gipfel.

Mit der Hoffnung, dass sich die letzten Wolkenreste auch noch verflüchtigen mache ich mehr als eine halbe Stunde Pause am Gipfel. Leider mit wenig Erfolg – dies passiert erst, als ich schon wieder ein paar 100HM abgestiegen bin. Aber auch vom Abstieg ist die Aussicht auf die darunterliegenden Seen noch grandios.

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Die Seen auf verschiedenen Höhenlevels – Tamara wartet etwa in der Mitte dieser.

Wieder bei Tamara angekommen lege auch ich noch eine kurze Verschnaufpause ein, bevor wir uns an den langen Abstieg inklusive ein paar 100HM Gegenanstieg machen.

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Blick hinunter nach Vindstad – Aussicht von Tamaras Rastplatz.

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Vindstad.

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Am Rückweg nach Sørvågen.

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Die Munkebuhütte am Rückweg – dort müssen wir erst wieder hoch.

Der lange Rückweg macht bei strahlendem Sonnenschein gleich viel mehr Freude als der Aufstieg. Der ganze Matsch hat sich allerdings nach wie vor nicht verflüchtigt.

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Merraflestinden und Gylttinden im Hintergrund.

Unerwarteterweise schlagen wir beim Rückweg wohl eine etwas andere Alternativroute als beim Aufstieg ein. Diese führt über plattige Felsen und ist versichert, allerdings nicht schwer zu bewältigen. Eventuell ersparen wir uns dadurch etwas Matsch, im Großen und Ganzen ist es aber wohl relativ egal, welche Variante man wählt. Nur auf der Karte sind die verschiedenen Möglichkeiten nicht verzeichnet, wie bereits vorhin erwähnt.

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Fast wieder zurück in Sørvågen.

Bei unserem bereits am Morgen zusammengepackten Zelt angekommen schnappen wir dieses mitsammt des schweren Gepäcks und steigen noch weiter ab nach Sørvågen. Von oben konnten wir letzte Nacht schöne Zeltplätze am Sørvågvatnet See ausfindig machen und wir beschließen unser Zelt Heute dort hin zu verlegen. Dieser lässt auch noch ein schnelles Bad zu, das erste seit Tagen. Erst danach machen wir Abendessen und freuen uns im Anschluss etwas erschöpft auf den warmen Schlafsack.

Tag 7:

Den Tag nach der großen Hermannsdalstinden Tour wollen wir etwas entspannter angehen – zusätzlich müssen wir am späten Nachmittag eine Fähre auf die Nachbarinsel Værøy erwischen. Mit dem großen Gepäck machen wir uns entlang der E10 auf den Weg nach Å, einem Nachbarort von Sørvågen und zugleich der südwestlichste Ort der Inselgruppe der theoretisch mit dem Auto erreichbar wäre – entsprechend touristisch geht es zu.

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Typische Vorrichtungen zum Trocknen von Stockfisch.

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Der Ort Å von der E10 aus aufgenommen.

In Å angekommen verstauen wir unser schweres Gepäck unter einer gerade nicht verwendeten Stockfisch Anlage und rüsten auf leichtes Tagesgepäck um. Damit machen wir uns auf den Weg zu unserem heutigen geplanten Ziel, den 514m hohen Andstabben. Dieser erweist sich als durchaus abenteuerlicher als erwartet. Die Wegfindung auf die Nordseite ist speziell am Anfang nicht einfach und es sind bereits erste leichte Kletterstellen zu überwinden. Bis hinauf zum Ostgrat führt ein teilweise kaum sichtbarer Pfad die Nordflanke hinauf. Dabei sind Kletterstellen bis zum unteren IIIten Grad zu bewältigen wobei man sich teilweise beinahe in einem Wasserfall fortbewegt. Wir sind offenbar die einzigen, die sich diesen Weg antun – spätere Kandidaten die wir beim Abstieg antreffen werden kehren gleich um in Anbetracht des steilen, ausgesetzten Weiterweges. Am Ostgrat angekommen wissen wir aber sogleich, dass sich die Strapazen gelohnt haben. Der Weiterweg wird jetzt deutlich einfacher, sonniger und die Aussicht ist atemberaubend. Auch ein paar Schneehühner, um diese Jahreszeit braun gefärbt, wissen diese Annehmlichkeiten zu schätzen.

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Am Andstabben Gipfel, die Insel Værøy im Hintergrund.

Nachdem der Abstieg auch nochmal etwas anspruchsvoll werden wird und wir ein Zeitlimit haben beschränken wir unsere Gipfelrast trotz angenehmer Temperatur und toller Aussicht auf eine halbe Stunde. Beim Abstieg über den Ostgrat erwartet uns ein eindrucksvolles Panorama vom Ort Å.

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Å und im Hintergrund Sørvågen vom Andstabben Abstieg aus aufgenommen.

Absteigen kostet wie erwartet nochmals etwas Zeit, aber mit weit mehr als genug Zeitreserven erreichen wir problemlos wieder Å.

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Stockfischköpfe zum Trocknen aufgehängt.

Zurück im Ort satteln wir wieder auf schweres Gepäck um und begeben uns auf den Weg zum Bus der uns nach Moskenes bringt. Von dort machen wir Heute Abend noch eine etwa einstündige Fährüberfahrt auf die Nachbarinsel Værøy, dem Ziel für die nächsten Tage.

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Auf dem Weg nach Værøy.

Auf der Insel Værøy haben wir uns auf Tamaras Wunsch zur Abwechslung statt dem Zelt ein Zimmer im Hotel Værøy Brygge gemietet. Dieses beziehen wir nach der Fährankunft sogleich und genehmigen uns nach einer Dusche noch ein Abendessen im zugehörigen Restaurant.

Tag 8:

Den ersten Tag auf Værøy gehen wir gemütlich an, auch deshalb weil ich gesundheitlich ein klein wenig angeschlagen bin. Es soll nicht mehr als ein einfacher Spaziergang werden, hinauf zu einem tollen Aussichtspunkt und mit 425m über dem Meer zugleich zweithöchstem Gipfel  der Insel, dem Håheia. Dieser beherbergt zudem eine Luftraumüberwachungsstation weshalb es bis ganz nach oben eine asphaltierte Straße gibt. Früher soll diese sogar für den Verkehr freigegeben gewesen sein, Heute ist sie prinzipiell dem Wanderer vorbehalten. Möchte man sich etwas Weg sparen kann man die zahlreichen Kurven aber auch über einen Wanderweg abkürzen – den Tunnel müsste man wohl ohnehin umgehen.

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Immer schön den Grat entlagn wenn man sich gegen die Straße entscheidet.

Um zu dem von vielen Bildern bekannten Aussichtspunkt zu gelangen muss man direkt an der Radarstation vorbei gehen. Dort angelangt hat man wunderbare Aussicht auf den unbewohnten Teil der Insel mit dem Ort Måstad. Letzterer war ursprünglich ein dauerhaft bewohnter Ort, man lebte vom Papageientaucherfang und vom Fischen. Der Ort hatte allerdings keinen Straßen- oder Stromanschluss. Man war zwar versucht dies zu ändern, aber das unzugängliche Gelände verhinderte den Erfolg mit wiederholten Erdrutschen. In Folge wurde der Ort in den 70er Jahren aufgegeben und dient jetzt lediglich noch als Sommerresidenz für die Heutigen Nachfahren. Noch immer kann man Teile der Stromleitung oder der Straßenbaustelle sehen, aber das erfahren wir etwas später ohnehin aus näherer Distanz.

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Der unbewohnte Teil der Insel mit dem Ort Måstad.

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Aussicht vom Håheia.

Von oben kann man auf einen Strand, den Rund-Sanden sehen, der ausschließlich mit dem Boot erreichbar ist. Auch eine Höhle soll es dort geben, in der steinzeitliche Höhlenmalerei gefunden wurde.

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Zu Fuß unzugänglicher Strand von Håheia aus betrachtet.

Nach einer ausgedehnten Pause machen wir uns wieder auf den Rückweg. Blöderweise beginnt sich nun meine Schuhsohle zu lösen – der Schlamm der letzten Tage war wohl zu viel.

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Auf dem Rückweg, Aussicht auf Sørland, den größten Ort der Insel.

Wieder zurück in Sørland gelingt es uns zum Glück wohl die einzige auf der Insel vorhandene Superklebertube aus einem Geschäft zu ergattern um den Schuh zumindest notdürftig zu reparieren.

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In Sørland.

Nachdem ich gesundheitlich immer noch nicht on-top bin und in der Nacht zusätzlich Regen vorhergesagt wird entscheiden wir uns noch für eine weitere komfortable Nacht in unserer festen Unterkunft.

Tag 9:

Nach einer erholsamen Nacht steht Heute wieder größeres am Programm. Wir wollen auf den mit 450m über dem Meer höchsten Berg der Insel, den Nordlandsnupen. Zusätzlich ist der Plan uns mitsamt Zelt ein ganzes Stück Richtung Måstad zu bewegen. Um dort hin zu gelangen muss man entweder einen großten Teil der Insel umrunden oder einen etwas anspruchsvolleren Steig vom Håheia hinunter bewältigen. Wir entscheiden uns für die erste Variante, unter anderem weil wir ohnehin auf den Nordlandsnuppen wollen der dann auf der Strecke liegt und um auch den nördlicheren Ort der Insel, Nordland zu sehen. Von Sørland aus wandert man dazu immer der Straße entlang Richtung Nordland, wobei auch ein kleiner Pass bewältigt wird um auf die Oststeit der Insel zu gelangen. Autos gibt es auf der Insel ohnehin nicht viele. Bevor wir uns vom schweren Gepäck trennen um den Aufstieg auf den Nordlandsnupen zu starten kommen wir an der Breivika Bucht mit ein paar einzelnen Häusern vorbei.

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Auf dem Weg Richtung Nordland.

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Breivika Bucht mit dem Nordlandsnupen (rechts).

Der Aufstieg auf den Nordlandsnupen ist großteils einfach, nur gegen Schluss gibt es mal ein kurzes versichertes, etwas ausgesetzteres Stück. Leider spielt das Wetter nicht ganz mit und die Aussicht vom Gipfel wird ein wenig von Wolken getrübt.

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Die Breivika Bucht vom Aufstieg auf den Nordlandsnupen.

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Beim Aufstieg, im oberen Teil den Grat entlang.

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Sørland vom Nordlandsnupen Gipfel.

Vom Gipfel hat man gute Aussicht auf Moskenesøy, die Insel auf der wir uns die letzten Tage bewegt haben, sowie auf die Insel Mosken. Interessant hierbei ist, dass zwischen diesen Inseln der Mahlstrom ist, bekannt aus einer Vielzahl von Geschichten und Legenden. Tatsächlich ist es ein starker Gezeitenstrom der für riesige Wasserwirbel und eine Wasserstromgeschwindigkeit von bis zu 20km/h sorgen soll.

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Und auf die andere Seite: die Insel Moskenesøy weit im Hintergrund, davor die Insel Mosken.

Beim Abstieg entdecken wir auf der Nordseite der Insel einen Strand der uns sehr einladend erscheint um dort später unser Zelt aufzustellen. Zusätzlich ist ein altes Rollfeld zu sehen: Der Flugplatz wurde wegen seiner Gefährlichkeit mittlerweile aufgegeben.

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Beim Abstieg, Strand und altes Rollfeld auf der Nordseite.

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Letzte Abstiegsmeter.

Um den von oben betrachteten Strand zu erreichen stehen uns jetzt noch weitere 6km mit dem schweren Gepäck bevor, wobei wir hier auch durch den Ort Norland kommen.

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Sehr fotogenes Häuschen in der Breivika Bucht.

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In Nordland befindet sich der Friedhof der Insel; im Hintergrund die Insel Mosken.

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Der Nordlandsnupen von Norden aus gesehen.

Unser Zelt an dem von oben gesehenen Strand aufzuschlagen erweist sich also tolle Entscheidung. Nicht nur fließendes Wasser und Toiletten werden dort kostenlos zur Verfügung gestellt: Es ist wohl auch der schönste Ort der ganzen Reise an dem wir unser Zelt aufgestellt haben. Ein traumhafter, fast menschenleerer Strand und freie Sicht auf den Sonnenuntergang – zumindest die Himmelsrichtung in der sie untergehen würde. Wir können uns gar nicht satt sehen und verbringen dort den restlichen Abend mit Zelt aufstellen, kochen und Spaziergängen in der näheren Umgebung. Ich lasse einfach die Bilder sprechen:

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Unser Zeltplatz.

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Nordlandsnupen von unten.

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Den Strand haben wir fast für uns.

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Unser Zelt von der anderen Seite.

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Freie Sicht zum Sonnenuntergang.

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Auch die Insel Mosken ist vom Zelt aus sichtbar.

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Tolle Abendstimmung.

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Alles in rötliches Licht gehüllt.

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Und noch der Strand von der anderen Seite.

Tag 11:

 

Das Zelt lassen wir Heute aufgestellt zurück und begeben uns mit Tagesgepäck auf den Weg nach Måstad. 4km sind es bis dorthin etwa, wobei die selbe Distanz auch wieder zurück gewandert werden muss und das Gelände nicht gerade für flottes Vorankommen geeignet ist: immer wieder geht es einige Höhenmeter hinauf und wieder hinunter, und der Weg führt oft über grobe Felsblöcke.

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Morgendlicher Aufbruch nach Måstad.

Über weite Teile wandert man der alten, verfallenen Stromleitung entlang, die Nordland mit Måstad verbinden hätte sollen, sowie über nicht fertig gestellte Teilstücke der alten Straße. Nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke wechselt man über die Engstelle der Insel von der Nordseite auf deren Südseite.

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Bereits auf der Südseite der Insel.

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Håheia und darunter der nur mit dem Boot zugängliche Strand.

Auf dem südlichen Teil der Insel soll es auch möglich sein auf Papageientaucher zu treffen. Wir haben dieses Glück allerdings nicht, vermutlich weil wir auch etwas zu spät für die Saison dran sind. Zusätzlich soll die Population mittlerweile leider wegen veränderter Umweltbedingungen sehr stark zurück gegangen sein.

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Kurz vor Måstad.

Die Häuser in Måstad werden mittlerweile wie bereits vorhin erwähnt nur noch als Ferienwohnsitze verwendet. Sie sehen großteils gepflegt aus und es sind auch einige Leute anwesend. Wenn man durch den Ort durch marschiert findet man am anderen Ende eine Wasserstelle bei der man sich mit einer Pumpe selbst mit Grundwasser versorgen kann. Zudem gibt es ein paar Informationstafeln über die Geschichte des Ortes.

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Die Wasserquelle in Måstad.

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Auch alte, verfallene Häuser gibt es.

Bevor wir uns auf den Rückweg machen legen wir noch eine kurze Mittagspause ein und füllen unsere Wasservorräte an der dafür bereit gestellten Grundwasserpumpe auf: Im Gegensatz zu Moskenesøy ist es auf Værøy nicht ganz so einfach mit der Wasserversorgung, hier gibt es nicht an allen Ecken und Enden trinkbares Wasser.

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Wieder am Rückweg, rechts kann man Teile der alten Stromleitung sehen.

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Kurz vor unserem Zeltplatz der letzten Nacht.

Wieder beim Zelt angelangt bauen wir dieses ab und begeben uns langsam auf die noch etwa 8km lange Strecke zum Fährhafen in Sørland. Die Fähre zurück nach Moskenesøy müssen wir Heute unbedingt noch erwischen nachdem am nächsten Tag keine unterwegs ist und wir sonst Probleme mit dem Heimflug bekommen.

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Dieses mal ein kleiner Umweg über das Rollfeld.

Wir machen noch einen kleinen Abstecher und gehen statt der Straße entlang des alten Rollfeldes zurück – wo hat man schon sonst diese Gelegenheit… Die Fähre erreichen wir schließlich mit reichlich Zeitreserven. Wieder in Moskenes angekommen begeben wir uns auf den bereits bekannten Zeltplatz für die letzten beiden Nächte.

Tag 12:

Ein Tag bleibt uns noch, bevor es wieder zurück in die Heimat geht. Wir haben aber das Problem, dass wir alle für uns interessanten Ziele in der Nähe eigentlich schon aufgesucht haben und alles andere eine mehrstündige Busfahrt beinhalten würde. Für anstrengende Bergwanderungen haben wir nach den 11 Tagen auch keine große Motivation mehr. Deshalb entscheiden wir uns noch für einen etwas touristisch angehauchten Abschlusstag in Å. Museen gibt es dort zu Genüge und gefallen hat uns der kleine Ort auch. Zudem sind es nur wenige Minuten mit dem Bus.

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Fischerhütten, sogenannte Rorbuer, mittlerweile touristisch genutzt in Å.

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Entspannen am Pier.

Wir verbringen den Tag sehr gemütlich, hauptsächlich mit entspannen in der Sonne und herumwandern in der Ortschaft. Abends geht es mit dem Bus wieder zurück zum Campingplatz in Moskenes.

Tag 13:

Der letzte Tag dient nur der Heimreise. Bereits frühmorgens starten wir mit den Fähre von Moskenes nach Bodø und von dort wieder mit dem Flugzeug zurück nach Österreich.

 

 

Hochtor via Jahn-Zimmer

Ziel: Hochtor
Höhe: 2369m
Datum: 17.06.2018
Route: Jahn-Zimmer
Tourbegleitung: Tobi, Claudia

Bereits letzten Herbst haben wir mit dem Gedanken gespielt, die Hochtor Nordwand über die Jahn-Zimmer Route zu erklettern. Dazu gekommen ist es aber letztendlich erst ein halbes Jahr später. Im Vorhinein bin ich etwas verunsichert, was man von den angegebenen Schwierigkeiten bis III+ zu erwarten hat, nachdem im Gesäuse manchmal auch IIer und IIIer etwas ernst zu nehmender sind als in so manch anderen Gebieten. Der Plan wäre jedenfalls möglichst viel seilfrei zu gehen, um nicht all zu viele Stunden in der Wand zu verbringen – 6 Stunden wären es etwa laut gängigen Topos wenn man durchsichert.

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Morgens ist der Gipfel noch in den Wolken versteckt.

Um 06:40 starten wir schließlich vom Parkplatz los, zunächst Richtung Haindlkarhütte, die wir auf bereits bekanntem, gemütlichen Wanderweg in ca einer Stunde erreichen. Von dort geht es zunächst ein Stück weiter entlang dem Peternpfad – der einfachsten Route durch den Wandabbruch.

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Am Weg zur Wand nach der Haindlkarhütte.

Nach ein paar 100m schließlich kommt eine Abzweigung mit einem Wegweiser der zu den Hochtor Nordwand Kletterrouten leitet. Zusätzlich ist auch noch Jahn-Zimmer in das Schild eingeritzt – insgesamt jedenfalls ein Luxus den man auf wenigen anderen Kletterzustiegen antrifft. Der kaum zu verfehlende Pfad (rot makiert, teilweise leicht schrofig und einfache Kletterei bis I) macht zunächst einen Schlenker nach rechts, unter die Nordwand des Festkogels, bis er schließlich in einer Linkskurve unter dem Haindlkarturm vorbei zur eigentlich zu durchsteigenden Hochtor Nordwand führt. Selbst nach diesem schneereichen Winter stellt sich dabei lediglich ein Schneefeld in den Weg das ganz leicht umgangen werden kann. Problematischer ist da schon eine Gamsherde nicht weit vom Einstieg entfernt die uns mit Steinen von oben bewirft – Helm auf und schnell durch…

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Routenübersicht.

Den Einstieg erreichen wir schließlich um 09:15, also ca 2,5 Stunden nachdem wir gestartet sind wobei wir eher im gemütlichen Tempo unterwegs waren. Dort angekommen legen wir Gurt und Kletterutensilien an um sie für den Fall der Fälle parat zu haben.

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Der Buchenstein hinter unseren Rücken.

Seilfrei geht es also los in die ersten 10 Seillängen bis zum sogenannten Appellplatz. Ein klein wenig ungut ist dabei vielleicht ein kurzer absteigender II+ Quergang nach der Abzweigung des Lindenbach Abseilwegs und der ein oder andere kleine Aufschwung, wobei es sich hier dann aber stets nur um einen Kletterzug handelt.

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Irgendwo im unteren Wandteil.

Insgesamt ist es für uns jedenfalls keine große Herausforderung den Appellplatz auch ohne Seil zu erreichen (mit ausgesetzter leichter Kletterei sollte man aber dafür vor allem kopfmäßig schon gut zurecht kommen). 10:15 verrät uns dort angekommen ein Blick auf die Uhr, also eine Stunde seit dem Einstieg. Es macht Spaß Seillänge um Seillänge im Minutentakt im Kopf abzuhacken. Nachdem es uns bisher auch ohne Sicherung nicht schwer fällt behalten wir dies auch die nächsten Seillängen so bei, um vor der Schlüsselstelle dann zu ermitteln wie wir weiter vorgehen wollen.

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Blick vom Appellplatz auf den Weiterweg inklusive Schlüsselstelle.

Auf dem Weg dorthin befindet sich die mit 4 alten Normalhaken auch am besten abgesicherte Länge der Tour – wozu ist allerdings nicht ganz klar, ist sie doch nicht unbedingt die Schwerste. In der III- Stelle unter der Fuge entscheiden sich Claudia und ich dann für Anseilen und einen Wechsel auf Kletterschuhe während sich Tobi weiterhin in Zustiegsschuhen und seilfrei wohl fühlt. Die III- Länge unter der Fuge ist leicht – vielleicht kommt es durch die moralische Stütze durch das Seil und die Kletterschuhe auch einfach so leicht vor. Beim Stand vor der Fuge angekommen wartet Tobi bereits nach der Schlüsselstelle auf uns. Zumindest ich bin an dieser Stelle aber dann schon sehr froh um das Seil. Wenn auch gute Griffe vorhanden sind, so ist es doch äußerst ausgesetzt und man muss hauptsächlich auf Reibung steigen. Eine massive Sanduhr zum Fädeln direkt über der Schlüsselstelle wäre vorhanden, aber ich entscheide mich lieber einfach einen Schritt weiter zu machen und die Stelle hinter mich zu bringen – so schwer ist es jetzt auch wieder nicht. Zur sonstigen Absicherung an der Schlüsselstelle: direkt vor dieser ist ein alter Normalhaken, der wahrscheinlich schon was aushält, ein Normalhaken nach der Fuge ist allerdings wohl eher als dekorativ zu beurteilen, sitzt er doch sehr locker mehr oder weniger in einem Graspolster. Allerdings ist das Gelände direkt nach der Fuge bis zum nächsten Standplatz nicht mehr schwer, weshalb das kein großes Problem ist.

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Tobi unmittelbar nach der Schlüsselstelle.

Die anschließende leichte Seillänge transportieren wir das Seil bis zum Wandbuch um es für die letzte III- Stelle nochmal parat zu haben nachdem wir es sowieso schon ausgepackt haben. Dem Wandbuch zufolge sind wir dieses Jahr überraschenderweise erst die zweite Seilschaft in dieser Route – vermutlich dem schneereichen Winter und dem instabilen Wetter der letzten Wochen geschuldet. Nach der nicht als schwer zu beurteilenden letzten III- Länge packen wir schließlich das Seil wieder weg um wieder an Fahrt aufzunehmen. Die Kletterschuhe lassen wir aber aus Komfortabilitätsgründen (Mythos sei dank, Top Schuh für diese Route) an – bis auf Tobi natürlich, der sie gar nicht erst in den Rucksack gepackt hat. Großteils geht es recht einfach weiter, lediglich die letzte II+ Stelle (laut Xeis Auslese Topo) verdient sich meiner Meinung nach durchaus eine Aufwertung. Direkt nach dem Stand geht es kurz sehr steil bis leicht überhängend und sehr ausgesetzt aber mit relativ gute Griffen 2-3 Meter empor. Klettertechnisch neben der Fuge die wohl schwierigste Stelle und man kann hier auch durchaus überlegen nochmal das Seil auszupacken. Kurz vor dem Ausstiegsgehgelände haben wir dann das einzige mal ganz leichte Orientierungsprobleme. Laut Topo gibt es hier irgendwo eine Linksquerung auf einem Band und nach oben hin sind keine weiteren Makierungen zu sehen. Allerdings sollte man nicht dem sehr verleitende Band direkt am Stand folgen, sondern zuerst 5-10 Meter hinauf und dann nach links, wo man dann auch wieder eine Markierung auffinden kann.

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Nicht mehr weit zum Ausstieg.

Beim Ausstieg der Route angekommen wechseln wir wieder auf Zustiegsschuhe um die letzten Meter bis hinauf auf den Grat und dann entlang diesem zum Gipfel zu bewältigen. Dort kommen wir schließlich um 12:30 nach 3h15 ab Einstieg, bzw. 5h50 ab Parkplatz an, wobei wir uns nicht gestresst, aber halt letztendlich nur 3 SL gesichert haben. Tobi hat den gesamten Aufstieg bemerkenswerterweise seilfrei und in Zustiegsschuhen bewältigt.

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Blick vom Gipfel Richtung Ödstein.

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Geschafft!

Hinunter geht es schließlich flotten Schritts über den Josefinensteig (wo uns auch ein paar Regentropfen erwischen) zur Hesshütte auf ein TAB und von dort, teilweise im Regen, zum Geparkten Auto in Johnsbach (Ankunft ca 16:00 inklusive halbstündiger Gipfelpause und einstündiger Pause auf der Hesshütte).
Ingesamt kann man sagen: Tolle, sogar markierte Tour auf für diesem Grad entsprechend großteils super Felsen. Die Kletterei ist teilweise durchaus sehr ausgesetzt, aber bis auf die Schlüsselseillänge auch ohne Seil recht gut zu bewältigen sofern man den Grad beherrscht und den Kopf dazu hat. Die schwierigeren Stellen sind meist nur kurze Aufschwünge. Klemmkeile haben wir nicht gebraucht, 2 Expressschlingen hätten uns im Prinzip gereicht.

Großer Ebenstein

Ziel: Großer Ebenstein
Höhe: 2123m
Höhendifferenz: 1300m
Datum: 11.02.2018
Route: Jassing, Russenstraße, Sonnschienalm, Großer Ebenstein, Murmelboden, Sonnschienalm, Jassing
Tourbegleitung: Tobi

Ein wettertechnisch wunderschöner Tag steht bevor, kombiniert mit günstiger Lawinengefahr. Wir entscheiden uns diesen Tag dem großen Ebenstein im westlichen Teil des Hochschwabmassivs zu widmen. Das Auto parken wir am Parkplatz Jassing, nicht weit vom Grünen See. Am Grünen See Parkplatz muss zuvor auch ein Parkticket gelöst werden, da am Parkplatz Jassing kein Automat zur Verfügung steht. Die Anfahrt gestaltet sich trotz Schneefahrbahn auch ohne Schneeketten als gut machbar. Schneeketten dabei zu haben ist trotzdem ratsam, da es auch am Rückweg nochmal bergauf geht und sich dies sonst bei frischem Schnee oder wenn es gegen Abend anzieht als schwierig gestalten könnte.
Gemütlich, aber trotzdem konstant steigend geht es zunächst bergauf vom Parkplatz über die Russenstraße, beziehungsweise diverse Abkürzungen an der Stallmauer vorbei in Richtung Sonnschienalm. Bei großer Lawinengefahr ist diese Straße wohl weniger anzuraten, muss man doch einen Lawinenkanal überqueren.

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Auf der Russenstraße über den Lawinenkanal.

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Tolle Ausblicke bereits am Weg zur Sonnschienalm.

Nach ca 600 Höhenmetern erreicht man schließlich das Hochplateau auf dem sich auch die Sonnschienalm befindet und die Landschaft weitet sich. Auch der Große Ebenstein kommt erstmal ins Blickfeld.

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Am Plateau angekommen.

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Ausblick in den östlichen Teil des Hochschwabmassivs.

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Der Große Ebenstein (links der Bildmitte).

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Die Sonnschienalm.

Die Sonnschienalm lassen wir rechts liegen und folgen den Spuren über das Hochplateau in Richtung Kleinem Ebenstein. Hier macht man mehr Kilometer als Höhenmeter. Nichtsdestotrotz ist die Landschaft beeindruckend. Der Griesmauerkogel, ein äußerst selten bestiegener Gipfel erscheint aus dieser Perspektive beeindruckend.

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Blick zurück mit dem Griesmauerkogel.

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Noch ein Blick zurück – Mitte links die Sonnschienalm.

Einfach wird der Kleine Ebenstein erreicht. Es sind nur noch ein paar eher horizontale Meter bis zum Beginn des Schlusshanges hinauf zum Großen Ebenstein.

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Blick über das Hochplateau.

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Der Schlusshang des Großen Ebensteins.

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Der Gipfelhang schließlich wird nach oben zunehmend steiler. 30m unterhalb des Gipfels wird es dann zusätzlich noch so abgeweht, dass es sich anbietet den Aufstieg ohne Ski fortzusetzen. Der Aufstieg ist nicht sonderlich schwierig, ein klein wenig Trittsicherheit schadet dennoch nicht. Teilweise ragt aus dem Schnee sogar eine Art Klettersteig hervor. Nach ca 3 Stunden ab Parkplatz erreichen wir schließlich den Gipfel.

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Am Gipfel über dem Hochschwabplateau.

Nach einer kurzen Pause geht es auch schon wieder an den Abstieg. So warm um dann länger zu verweilen ist es dann doch nicht.

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Links vorbei zum Skidepot.

Flott geht es nun den Gipfelhang hinunter. Desto weiter wir nach unten kommen, desto angenehmer wird der Schnee zu fahren. Nachdem die Lawinenlage für uns spricht entschließen wir uns die steile Variante zum Murmelboden abzufahren.

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Kurz vor dem Steilstück.

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Die steilste Stelle.

Im Bild unten ist im Großen und Ganzen die komplette Abfahrt vom Gipfel zum Murmelboden zu sehen. Rechts oben der Gipfel des Großen Ebensteins. Von diesem geht es den Hang nach links unten bis ein Weg durch die Felsen gefunden werden muss – die steilste Stelle. Schließlich geht es immer im Tal auf alten Lawinenkegeln talauswärts (links im Bild).

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Die Abfahrt in den Murmelboden.

Im Murmelboden angekommen muss schließlich nochmal aufgefellt werden. Etwa 80HM bis zur Sonnschienalm durch wegloses Gelände sind noch zu bewältigen.

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Blick zurück – die Steilstelle der Abfahrt ist links der Bildmitte gut erkennbar.

Auf der Sonnschienalm angekommen genießen wir schließlich noch ein Abschlussbier in der warmen Sonne bevor es über die Russenstraße zurück zum Parkplatz geht.

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Wunderbare Ausblicke wohin man sieht.

 

Dock – Bärenkopf – Klockerin – Bratschenkopf

Ziel: Hohe Dock, Bärenkopf, Klockerin, Bratschenkopf
Höhe: 3425m
Datum: 12.08.2017 – 13.08.2017
Route: Ferleiten, Hohe Dock, Großer Bärenkopf, Klockerin, Bratschenkopf, Mooserboden
Tourbegleitung: Tobi, Claudia, Tamara

Nachdem Tamara noch keine Hochtourenerfahrung hat und auch noch nie Steigeisen an den Schuhen hatte suchen wir nach einer nicht all zu schweren Tour. Dabei stoßen wir abseits der ganz großen Modeberge, wie dem Großvenediger, auf die Gegend rund um die Klockerin. Das Wetter für Samstag soll mittelprächtig sein, Sonntag aber soweit ok, durchaus auch mit zu erwartenden Sonnenschein. Das Heinrich-Schwaiger Haus ist an diesem Wochenende restlos ausgebucht wodurch unsere Wahl für den Schlafplatz auf die etwas weniger bekannte Schwarzenberghütte fällt. Auch die Tour muss dann natürlich an den Schlafplatz angepasst werden. Am besten gefällt uns der Plan der Hohen Dock, dem Großen Bärenkopf, der Klockerin, dem Bratschenkopf sowie dem Wiesbachhorn einen Besuch abzustatten und anschließend zum Mooserboden abzusteigen – eine stattliche Tour mit 5 3000ern, 3300HM Aufstieg, 2300HM Abstieg und einer Wegstrecke von 23km, einen großen Teil davon über 3000m. Die Kletterei sollte nicht all zu schwer werden, wir rechnen maximal mit dem 2ten Grad und großteils davon sogar mit Stahlseil versichert, wobei der spannendste Teil sicher der Westgrat der Hohen Dock wird, ist er doch in vielen Karten und Büchern gar nicht eingezeichnet/erwähnt.

Um die Tour zu realisieren reisen wir mit zwei Autos an, nicht zuletzt auch wegen dem ganzen Gepäck und der höheren Flexibilität nachdem wir alle noch ein paar Tage Urlaub im Anschluss haben und deshalb auch Felsausrüstung und alles was man sich nur so vorstellen kann mit dabei ist. Ein Auto wird im Kesselfall Parkhaus abgestellt und mit dem anderen fahren wir zur Mautstation der Glocknerstraße nach Ferleiten wo es ebenfalls einen großzügigen kostenlosen Parkplatz gibt. Von dort starten wir schließlich den Aufstieg zur Schwarzenberghütte. Etwa 1100HM und 9km stehen uns an diesem Nachmittag noch bevor. Kurz nachdem wir loslegen fängt es auch schon zum Nieseln an.

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Im Nieselregen kurz nach dem Start.

Auf das heutige Wetter sind wir eingestellt weshalb es der Stimmung keinen Abbruch tut. Nachdem wir den Schotterweg in Richtung Schwarzenberghütte verlassen sind wir mehr oder weniger alleine unterwegs. Es dauert nicht lange bis wir vom ersten Murmeltier begrüßt werden.

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Beim Aufstieg zur Hütte.

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Das Wetter wird nicht besser.

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Eine wackelige Angelegenheit.

Nachdem das Wetter eher immer schlechter wird freuen wir uns schließlich dann aber doch auf die warme, trockene Hütte und ein gutes Essen. Die Hütte wird vom Alpenverein betrieben und hat keinen fixen Pächter; die Belegschaft wechselt sich ab. Unser Hüttenwirt ist enthusiastischer Einrad-Fan. Angesprochen auf sein T-Shirt erfahren wir, dass er diese nicht nur fährt sondern auch baut. Umso lustiger ist dieser Umstand nachdem uns bei der Anreise mit dem Auto in der Schladminger Gegend ein Einradfahrer auf einer Hauptstraße untergekommen ist – zum Ersten mal in unserem Leben. „Ajo, des war sicher der Hons“ – wird uns erklärt. Nach ein paar Bier und ein paar Lektionen übers Einradfahren gehts schließlich ins Bett um ausreichend gestärkt für den nächsten Tag zu sein.

An nächsten Tag gehts zunächst mal weiterhin im dichten Nebel aber immerhin ohne Regen los Richtung Hohe Dock. Am Fuße entlang der Hohen Dock Richtung dem Südostgrat müssen wir ein paar Lawinen Eisfelder queren was sich aber problemlos bewältigen lässt. Nach etwa einer Stunde wird der Nebel weniger und es sieht langsam auch nach dem angekündigten Wetter aus. Zum Ersten mal wird uns ein Blick auf die Hohe Dock gewährt und auch das Wiesbachhorn lüftet seinen Schleier ein wenig.

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Die Hohe Dock nachdem sich der Nebel langsam auflöst.

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Und das Wiesbachhorn.

Der Weg hinauf zum Gipfel der Hohen Dock ist markiert und die felsigen Teile großteils klettersteigmäßig abgesichert – ein Klettersteigset wäre für trittsichere Wanderer aber eher unnötiger Ballast.

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Immer weiter hinauf.

Ab dem Remsköpfl wird dann langsam der Grat erreicht wodurch auch der Blick auf die andere Seite der Hohen Dock frei wird – in Richtung Fuscherkarkopf und etwas später auch zur Nordwand des Großglockners.

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Remsköpfl.

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Nach oben hin wird die Kletterei mehr – am Grat.

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Nochmal das Wiesbachhorn.

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Ganz links: Fuscherkarkopf Nordwand. Mitte: Hinter dem Breitkopf schaut der Großglockner hervor.

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Großglockner Nordwand.

Mit zunehmender Höhe erreichen wir langsam die Schneegrenze des letzten Regentages. Das Gehen am oft plattigen Fels wird dadurch nicht gerade angenehmer, aber durch die Absicherungen ist es zunächst kein großes Problem.

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Am Gipfelgrat zur Hohen Dock.

Bei noch halbwegs klarem Himmel wird der Gipfel der Hohen Dock als unser erstes Ziel Heute erreicht. Nachdem wir auch immer wieder einen Blick auf den bisherigen Aufstieg werfen haben können ist uns klar, dass wir Heute vermutlich die einzigen auf diesem Gipfel sein werden. Nun beginnt der spannendere Teil. Der Literatur nach ist der bisherige Weg öfter begangen und ein beliebtes Ziel – über den Westgrat hinüber bis zum Großen Bärenkopf im Anschluss sind die Information hingegen nicht sehr zahlreich. Es muss etwas mehr geklettert werden als am Südostgrat und die Absicherung ist nicht mehr ganz so gut – an den Schlüsselstellen allerdings durchaus vorhanden. Wäre der Fels ausgeapert, so wäre es sicher ein Genuss. Aber die paar Zentimeter Schneeauflage auf dem plattigen Fels machen das Weiterkommen etwas unangenehm und kostet auch mehr Zeit als erhofft. Zudem wird das Wetter schlechter. Zu diesem Zeitpunkt erwägen wir auch mal ein Umkehren – allerdings ist uns bewusst, dass der eher unangenehme Teil nicht sehr lange sein wird und danach eher Wandergelände folgt.

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Am Westgrat der Hohen Dock – das Wetter hat sich verschlechtert.

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Dockscharte – der Gegenanstieg führt auf den Bärenkopf.

Nachdem der Westgrat überwunden ist erreichen wir mit der Dockscharte den tiefsten Punkt zwischen der Hohen Dock und dem großen Bärenkopf. Auch über diesen Anstieg war nicht sehr viel in der Literatur zu finden. Ich habe noch etwas von ausweichen in die Flanke in Erinnerung, um das steilste Stück zu umgehen, wobei die Lawinengefahr beachtet werden soll. Im Endeffekt erscheint uns der Anstieg auf den Großen Bärenkopf am Grat entlang allerdings völlig problemlos und auch deutlich leichter als das Bisherige – warum man da wo ausweichen soll ist uns nicht ganz klar.

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Am Großen Bärenkopf.

Am Bärenkopf angelangt ist die Sicht quasi nicht mehr vorhanden. In leichtem Gelände geht es hinab zur Keilscharte wo wir auch auf den wohl öfter begangenen Weg zwischen Oberwalderhütte und Heinrich Schaiger-Haus treffen. Und tatsächlich ist der Weg gespurt,  was uns die Sache erleichtern wird, wenn die Spuren auch bereits etwas verweht sind. Über das Bärenkopfkees geht es jetzt in Seilschaft hinüber in Richtung Gruber-Biwak.

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Am Bärenkopfkees.

Am Gletscher sind durch den Neuschnee durchaus einige Spalten versteckt was uns zu größerer Vorsicht mahnt. Einmal ist zwischen dem westlichen und dem östlichen Bärenkees ein kleiner Felsaufschwung zu bewältigen. Wenn sich das Wetter offenbar auch nicht mehr wirklich bessern will, so wird uns immerhin mal kurz ein Blick hinunter zum Mooserboden Stausee gewährt.

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Stausee Mooserboden.

Am östlichen Bärenkopfkees treffen wir auf eine andere Seilschaft. Diese sind von der Schwarzenberghütte über die Gruberscharte aufgestiegen und unterwegs Richtung Oberwalderhütte. Das Überwinden des Gletscherbruchs in der Scharte soll durchaus sehr abtenteuerlich gewesen sein. Bei der Biwak Schachtel angelangt legen wir schließlich eine kurze Stärkungspause ein bevor wir uns auf den Weg zu unserem höchsten Punkt, der Klockerin, machen.

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Gruber Biwak vom östlichen Bärenkopfkees.

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Gruber Biwak.

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Eine kurze Verschnaufpause.

Gestärkt geht es schließlich an den nächsten Anstieg. Von dort haben wir auch eine gute Sicht auf den Eisbruch der Gruberscharte inklusive der Spuren der vorher getroffenen Seilschaft.

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Gletscherbruch Guberscharte.

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Rückblick – Links: Hohe Dock, Rechs in den Wolken: Großer Bärenkopf.

Der Aufstieg auf die Klockerin ist technisch einfach, aber die Höhenmeter ziehen sich ein wenig nachdem wir spüren, dass wir doch schon einiges an Weg hinter uns haben.

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Auf der Klockerin.

Die ~150 HM hinab auf das Bratschenkopfkees hingegen sind eher steil und teilweise ein wenig eisig – geschätzt um die 40 Grad. Nachdem unten eine riesige Auslauffläche für den schlimmsten Fall vorhanden wäre bleiben wir am Seil nachdem uns im Anschluss an den Abstieg hinüber Richtung unserem nächsten Gipfel, dem Bratschenkopf, gleich die nächsten potentiellen Spalten erwarten.

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Abstieg Klockerin.

Am Bratschenkopfkees schwindet die Sicht immer mehr und die Zeit ist auch schon eher fortgeschritten. Deshalb ist es uns mittlerweile klar, dass es mit dem Wiesbachhorn Heute nichts mehr werden wird. Der Aufstieg auf den Bratschenkopf, folglich unserem letztem Gipfel für Heute, ist wiederum sehr einfach. Oben angekommen staunen wir aber nicht schlecht: Wo soll denn da ein Weg hinunter führen? Überall nur Fels in Sicht. Auch der eingezeichnete Weg auf unseren Karten und am GPS führt offenbar mitten durch felsiges Klettergelände. Eine Zeit lang überlegen wir, wie wir vorgehen sollen – zu Kletterei ist Heute eigentlich keinem von uns mehr zumute. Wir suchen die Flanke zwischen Hinterem und Vorderem Bratschenkopf ab und finden schließlich frische Spuren die herauf führen – etwa auf der eingezeichneten GPS Route. Dieser Weg sieht nicht gerade trivial aus, aber nachdem der Weg in der Karte eingezeichnet ist und auch Spuren herauf führen bleibt uns nicht viel anderes übrig als dort abzusteigen. Im Endeffekt stellt sich dieser Abstieg über plattigen Fels mit ein paar Zentimeter Neuschnee als die Schlüsselstelle der  Tour heraus. Spätere Nachforschungen ergeben, dass unser Weg wohl der normale Weg im Falle eines Firnfelds ist, was früher offenbar im Normalfall auch vorhanden war. Nachdem dieses bei uns aber völlig ausgeapert ist, ist die bessere und empfohlenere Option mittlerweile offenbar der Grat vom Hinteren Bratschenkopf hinunter zum Kaindlkees.

Am Kaindlkees, nach dem Abstieg, ist die Sicht auf 5m geschrumpft – wir befinden uns quasi im totalen Whiteout. Das GPS Gerät führt uns verlässlich zum Normalweg vom Heinrich-Schwaiger-Haus zum Wiesbachhorn.

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Am Wiesbachhorn Normalweg.

Am Heinrich Schwaiger Haus angekommen bittet Tamara darum die Nacht dort zu verbringen wenn man uns einen Platz zum Schlafen gewährt statt noch ganz ab zu steigen – verständlich nach dieser langen und durch den Neuschnee doch etwas schwierigeren als geplanten Tour. Den letzten Bus vom Mooserboden hinunter haben wir längst verpasst weshalb wir wirklich bis ganz ins Tal absteigen müssten. Freundlicherweise lässt man uns trotz total überfüllter Hütte auf den Bänken der Wirtsräume schlafen – unter der Bedingung das wir halt sehr früh raus müssen.

Am nächsten Tag erwartet uns nach ausgiebigem Frühstück schließlich Traumwetter für den letzten Abstieg zum Stausee – in dieser Hinsicht etwas ärgerlich, dass wir das Ganze nicht einen Tag später angesetzt haben. Vom Stausee geht es zu guter Letzt mit dem Bus hinunter zu unserem Auto im Parkhaus.

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Am Mosserboden Stausee bei bestem Wetter.

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Am Ziel – Kitzsteinhorn im Hintergrund.

Bildschirmfoto vom 2017-08-17 09-10-50

Die  Tour im Überblick.

 

Pyhrgas Überschreitung

Ziel: Großer Pyhrgas
Höhe: 2244m
Datum: 29.07.2017
Route: Kleiner Pyhrgas, Großer Pyhrgas, Abstieg: Bad Haller Steig
Tourbegleitung: Tamara, Bene

Auf den Großen Pyhrgas wäre ich so jetzt eigentlich nicht ohne weiteres als Touren-Idee gekommen. Nicht besonders hoch, als Kletterberg ist er auch nicht gerade berühmt, dafür aber umso bekannter als Wanderberg. Als ich aber zufällig auf Fotos von Marlies Czerny in ihrem „hochzwei.media“ Blog über eine Überschreitung der beiden Pyhrgasgipfel gesehen habe war für mich klar: das sollten wir auch machen.

Vom Parklatz Fahrenberg/Oberweng führt unser Weg zunächst über die Gowilalm auf den Kleinen Pyhrgas. Die Gowilalm Hütte hat zu unserem Pech und gleichzeitig auch Glück an diesem schönen Sommertag geschlossen was den Besucherandrang auf den Pyhrgas vermutlich doch etwas eindämmt.

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Gowilalm. Rechts hinten: Großer Pyhrgas.

Der Weg zum Kleinen Pyhrgas ist großteils Wanderei mit ein paar leichten Kraxl-Einlagen zwischendurch, stets mit dem Großen Pyhrgas in Sicht.  Zufällig begegnen wir einer Katze die sich gerade im Abstieg befindet; es sieht durchaus so aus, dass sie ein Ziel vor Augen hat und weiß was sie macht.

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Großer Pyhrgas mit dem Holzerkar links unten.

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Berglöwe im Abstieg.

Desto näher wir dem Gipfel des Kleinen Pyhrgas kommen, desto mehr Einblicke werden uns auch in die Gratüberschreitung gewährt: Es sieht bereit landschaftlich umwerfend aus. Wir können auch andere Leute am Grat entdecken, sind also nicht die einzigen die diese Unternehmung Heute geplant haben.

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Kurz vorm Kleinen Pyhrgas: Andere Leute sind ebenfalls am Grat zu sehen.

Am Gipfel legen wir eine kurze Stärkungspause ein und genießen die tolle Aussicht: Unser Weiterweg sieht wahnsinnig ansprechend aus.

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Bene am Gipfel des Kleinen Pyhrgas. Hinten: Großer Pyhrgas.

Nach der Pause beginnt der spannendere Teil der Tour, die Gratüberschreitung zum Großen Pyhrgas. Der Weg ist nicht markiert und leichte Kletterei bis zum IIten Grad ist zu erwarten. Zunächst müssen wieder ein paar Höhenmeter vom Gipfel abgestiegen werden um auf den Grat zu kommen. Von hier aus hat man die allerbeste Übersicht über den ganzen Grat.

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Der gesamte Grat im Blickfeld.

Ziemlich am Anfang des Grates sollte bereits die Schlüsselstelle vorzufinden sein, eine kurze IIer Abkletterstelle.

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Am Weg zur Schlüsselstelle.

Diese gestaltet sich als nicht schwer (eventuell ist es ein Größenproblem, d.h. für kleinere Leute schwerer), wenn auch vielleicht ein klein wenig ausgesetzt. Für unsichere Geher ist auch der ein oder andere Bohrhaken vorhanden.

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Abkletterstelle.

Meist ist der Grat in diesem Teil einfaches Gehgelände mit ein paar kurzen Kraxelstellen; technisch nicht schwierig, dafür landschaftlich atemberaubend. Von hier aus kann man die Nordostwand des Großen Pyhrgas super einsehen: Eine Kletterroute im Vten Grad, der „Weg der Freundschaft“ führt durch diese.

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Nordostwand Großer Pyhrgas.

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Einfaches Gelände am Grat.

Nachdem der Grat die Kurve nach Westen einschlägt wird die Route etwas anspruchsvoller, steiler und ausgesetzter; wenn auch nicht wirklich schwer. Personen mit ein wenig alpin- und Klettererfahrung sollten im Normalfall nicht auf ein Seil angewiesen sein, viel mehr Bohrhaken als eigentlich erwartet können wir dennoch entdecken falls Bedarf besteht. Für eine kurze Stelle weicht die Route auch einmal in die Nordostwand aus um anschließend auf einem Band nach einer Spitzkurve wieder auf diesen zurück zu führen. Diese markierte Abzweigung sollte man nicht verpassen: Gerade hinauf sieht es doch etwas schwieriger aus. Generell ist der Weg nicht immer auf den allerersten Blick zu sehen, aber man merkt es schnell wenn man falsch unterwegs ist. Aufpassen muss man auch, weil der Fels stellenweise doch etwas brüchig ist.

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Ein fotogenes Felsenfenster im oberen Teil des Grates.

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Nach der Kurve steilt der Grat etwas auf.

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IIer Kletterei vom Feinsten.

Im Finale haben wir schlussendlich noch den Fehler gemacht nicht direkt am Grat zum Gipfel aufzusteigen. Dadurch sind wir in unangenehmes Geröllgelände gekommen; direkt am Grat wäre es vermutlich feiner gewesen.
Am Gipfel angekommen legen wir eine wohlverdiente Rast ein und genießen das Traumwetter. Der Abstieg führt uns schließlich via Bad Haller Steig wieder über die Gowilalm zurück zum Auto.

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Unsere Runde.

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Höhenprofil.