Ziel: Buchstein
Höhe: 2224m
Datum: 31.08.2019
Route: Südgrat mit Lindenblia-Einstieg und Ausstiegsvariante (IV+)
Tourbegleitung: Tamara (Tobi und Claudia: Lindenblia)
Nachdem wir die Tour wetterbedingt schon einmal verschieben mussten, scheint in dieser Hinsicht dieses Mal nichts im Wege zu stehen. Eigentlich wollten wir ja 2 Nächte am Buchsteinhaus verbringen, bekamen aber wegen des großen Andrangs nur für die Nacht von Freitag auf Samstag Platz. So fahren wir Freitag nach dem Mittagessen in Graz los zum Großzügigen Parkplatz kurz vor Gstatterboden (47°35’21.4″N 14°37’35.0″E), direkt gegenüber dem Campingplatz. In großer Nachmittaghitze und bei sehr schwüler Witterung machen wir uns an den etwa 3-stündigen Zustieg zum Buchsteinhaus. Immerhin ist der Weg großteils im Wald und daher schattig. Total verschwitzt erreichen wir schließlich gegen 18:00 nach vielen Serpentinen unser Ziel – zum Glück haben wir genug Wechselbekleidung eingepackt. Wir machen es uns gleich auf der Terrasse gemütlich, genießen die tolle Aussicht auf die großen Gesäuse Nordwände sowie Kalbling und Sparafeld und bestellen uns was zum Essen – dem Essen am Buchsteinhaus eilt ja sein Ruf voraus: zurecht, es ist wirklich toll (Achtung, regulärer Küchenschluss ist bereits um 19:00).
Zugang zu fließendem Wasser ist am Buchsteinhaus nur sehr eingeschränkt vorhanden, und zwar jeweils eine halbe Stunde Morgens (6:30) und Abends (21:30). Frühstück gibt es ab 07:00 und bereits ab 22:00 muss man die Gaststube verlassen, d.h. im Prinzip Nachtruhe mangels Alternativen wo man hingehen könnte. Die Lager selbst sind, was den Platz betrifft, für eine Berghütte recht großzügig und auch sehr komfortabel.
Nach einem tollen Frühstücksbuffet machen wir uns am nächsten Tag schließlich an den etwa 1-stündigen Zustieg zu unserer Route. Bis zu einer Abzweigung nicht mehr weit vor dem Einstieg des Klettersteigs führt dieser entlang des Normalwegs und verläuft im Anschluss ein gutes Stück unter der Wand zurück in östliche Richtung. Anfangs ist der Pfad noch gut zu erkennen, gegen Ende verliert er sich aber immer mehr. Die letzten ~100 Meter muss man sich dann seinen Weg selbst über leichtes, nicht ausgesetztes I-IIer Schrofengelände suchen. Wir wollen über die Lindenblia in den Südgrat einsteigen, d.h. die ersten beiden Seillängen der Lindenblia klettern und von dort zum Einstieg des Südgrats queren. Dadurch ersparen wir uns ein ganzes Stück Schrofengelände und auch eine mögliche Einstiegssucherei. Vor uns ist bereits eine Seilschaft in die Lindenblia eingestiegen und hinter uns kommen auch noch zwei Seilschaften in unsere Richtung, der Andrang ist also nicht zu vernachlässigen. In gemütlicher Schwierigkeit geht es bei guter Absicherung schließlich los in die erste Seillänge der Lindenblia. In der darauf folgenden Seillänge quert man zunächst die etwas feuchte Rinne und man muss bei einer kurzen Steilstufe etwas später das erste mal schon etwas zupacken. Zum Ersten Mal sind wir Heute dann auch schon Steinschlag ausgesetzt: Die Seilschaft vor uns hat einen Stein losgetreten der zum Glück nur der Rucksack 1.5 Seillängen tiefer zwischen Claudia und Tamara trifft. Nach der zweiten Seillänge queren wir hinüber zum Südgrat: Die Querung ist weder schwierig (II) noch ausgesetzt, es sind nur etwa 20 Meter und selbst 1-2 Bohrhaken sind vorhanden, sofern man sie findet. Ein wenig achten muss man nur darauf, dass man letztendlich nicht, so wie wir, etwas zu hoch heraus kommt – aber auch das ließe sich einfach korrigieren. Seillänge 4 (also die eigentliche erste Seillänge vom Südgrat) und 5 sind im Anschluss wieder tolle, einfache Kraxelei.
Seillänge 6 stellt schließlich die 2te Schlüsselstelle der Tour dar, würde man sich stets an die einfachste Variante halten. Der spannendste Teil davon befindet sich auch gleich nach dem Start. Alles ist gut abgesichert, der Fels ist fest, ein wahrer Genuss.
Nachdem wir die Seillänge hinter uns haben werden wir zum zweiten Mal an diesem Tag zumindest indirekt mit Steinschlag konfrontiert: Die Vorsteigerin der Seilschaft hinter Tobi und Claudia in der Lindenblia ist zusammen mit einem großen Felsblock abgegangen. Der Block schlägt mit einem großen Wums genau im Einstiegsbereich der Lindenblia auf. Zum Glück war keine Seilschaft mehr unten und auch der Vorsteigerin ist bei ihrem Sturz mit dem Block nichts passiert. Für die 7-te Seillänge kann man schließlich wählen, ob man über die Wasserrillenplatten klettern will oder ob man doch lieber auskneift und diese in einfacherem Gelände umgeht. Wir entscheiden uns für die Plattenvariante: tolle Kletterei, etwas ausgesetzt und von der Absicherung her ein klein wenig moralisch für den Vorsteiger.
Seillänge 8 ist wieder schöne, einfache Genusskraxelei.
Die 9-te Seillänge ist schließlich mehr oder weniger Gehgelände. Man muss nur darauf achten nicht zu früh an der ersten offensichtlichen Möglichkeit Stand zu machen (das wäre dann der Stand der Lindenblia), sondern gleich weit genug nach oben daran vorbeizugehen. Die 45m Seillänge in der Topo kommen schon in etwa hin. Seillänge 10 führt gut abgesichert, teilweise ziemlich luftig über ein Band zum nicht vorhandenen Wandbuch. Die Engstelle am Band überwindet man am besten indem man mal kurz etwas nach unten steigt.
Nun folgt die Schlüsselstelle des Südgrats, sofern man ihn auf der leichtesten Variante durchklettert. Der schwerste Teil dieser Seillänge befindet sich unmittelbar nach dem Stand. Von diesem aus sieht die Stelle ziemlich ausgesetzt und auch etwas griff- und trittarm, also gar nicht so einfach aus. Letztendlich löst es sich aber doch besser auf als es ursprünglich den Eindruck macht, Alpinkletterneulinge könnten aber trotz sehr passabler Absicherung hier doch ein paar Grenzen überwinden müssen (vor allem aus moralischer Sicht). Jetzt passiert es leider auch mir: beim Seil einholen am Standplatz löst das Seil einen kleinen Stein der direkt über Tamara hinweg fliegt (und zum Glück auch sonst niemanden trifft). Gegen Ende der Route liegt hier leider einfach jede Menge Geröll herum. Im Anschluss geht es an die beiden Ausstiegsseillängen. Dazu gibt es im Prinzip 3 Varianten: Die original Variante, vom Stand aus betrachtet nach rechts (im Topo keine Haken eingezeichnet mit der Bemerkung „alpin“), die vermutlich üblichste Variante nach links (schaut eher gemütlich aus) und seit nicht all zu langer Zeit auch eine Variante in der Mitte die mit IV+ bewertet sein soll. Nachdem wir noch nicht genug haben entschließen wir uns für die mittlere Variante. Und die hat es doch ziemlich in sich. Bei beiden Seillängen handelt es sich doch mit Abstand um die schwierigsten der Route, meiner Meinung nach wäre man auch mit einer Bewertung im V-er Bereich nicht daneben gelegen. Die erste der beiden Seillängen ist durchaus recht anhaltend, aber in festem Gestein und daher echt schön zu klettern – diese Seillänge überzeugt mich durchaus. Die Abschlusseillänge ist schließlich wohl sogar noch ein kleines Stück schwieriger und gipfelt in einem sehr steilen und brüchigen Wandl. Aufgrund der Brüchigkeit macht mir vor allem diese Stelle weniger Freude. Vermutlich könnte man zwischen diesen beiden Seillängen auch einfach nach links ausqueren.
Am Ausstieg angekommen warten wir noch ein wenig bis auch Tobi und Claudia mit der Lindenblia abgeschlossen haben und machen uns dann gemeinsam noch auf den kurzen Weg zum Gipfel.
Für den Abstieg gibt es letztendlich auch noch mehrere Möglichkeiten: Entweder man steigt den Klettersteig ab, man geht über den Normalweg zurück oder man kürzt letzteren mit dem Wenger Weg etwas ab. Mit der Abkürzung erspart man sich einen kurzen Wiederanstieg und auch etwas Distanz, muss aber dafür etwas höhere Schwierigkeiten in Kauf nehmen. Wir entscheiden uns einfach gemütlich für den Normalweg, wobei man auch bei diesem hin und wieder die Hände braucht.
Nachdem das Essen am Vortag so lecker war, machen wir auch am Buchsteinhaus nochmals Station bevor es dann letztendlich zurück zum Auto geht.
Zusammengefasst: Insgesamt betrachtet eine tolle Tour. Als Tagestour ohne Übernachtung wäre es natürlich auch möglich, aber die Länge ist dann nicht zu unterschätzen. Wenn man schon mehrere Seilschaften vor sich hat, muss man sich durchaus einer erhöhten Steinschlaggefahr bewusst sein – besonders im obersten Teil der Wand liegt leider viel loses Geröll herum. Die letzten 2 Seillängen der neuesten Variante sind deutlich schwieriger als der Rest der Route. Klemmkeile haben wir aufgrund der guten Absicherung umsonst mitgenommen.