West Highland Way Tag 10

27. August: Edinburgh und Heimflug
Den letzten Tag unseres Schottland Trips verbringen wir schließlich noch in Edinburgh. Edinburgh ist eine sehr schöne Stadt; nach 9 Tagen Einsamkeit sind wir allerdings ein wenig überfordert von den Massen an Leuten.

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Edinburgh Castle.

Da wir am nächsten Morgen bereits um 06:00 am Flughafen sein sollen entscheiden wir kurzerhand uns für die letzte Nacht gleich gar keine Schlafgelegenheit mehr zu suchen sondern es uns ohne Zeitstress in einem Pub gemütlich zu machen um dann nach der Sperrstunde zum Flughafen aufzubrechen. Wir finden ein sehr gemütliches Pub mit Livemusik, was für Schottland ja typisch ist und bereuen unsere Entscheidung zum Durchmachen nicht, auch wenn uns die Leute mit unserem Gepäck teilweise ein wenig komisch betrachten. Im Flugzeug sind wir dann schließlich doch sehr Müde und verschlafen den Flug großteils (autsch, mache Körperteile spüre ich nach 2 Tagen noch).

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Nein, keine Hautunreinheiten; Folgen der Midges die mich noch ein paar Wochen(!) begleiten.

West Highland Way Tag 9

26. August: Ben Nevis und Busfahrt nach Edinburgh
Bereits um 06:00 aufzubrechen stellt sich als hervorragende Entscheidung heraus. Beim Aufstieg auf den 1344m hohen Ben Nevis ist noch nicht all zu viel los, nur ein paar Frühaufsteher (und Einheimische die für den Ben Nevis Lauf trainieren, dessen Rekordzeit bei etwa 1:30 liegt) sind schon unterwegs. Als Einstieg wählen wir den Pfad hinter der Jugenherberge, der zwar etwas steiler sein soll, dafür viel weniger Umweg für uns darstellt. Die Besteigung ist auf Grund des hervorragenden Weges kein Problem. Am Half Way Loch, einem kleinen See auf halber Gipfelhöhe haben sich sogar ein paar Camper breit gemacht. Richtung Gipfel kommen wir leider immer mehr in die Wolken was die Aussicht leider sehr einschränkt. Da der Gipfel aber statistisch gesehen zu 90% Wolken verhangen ist haben wir damit eigentlich auch kalkuliert.

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Half Way Loch.

Am Gipfel schließlich ist es bitter kalt, viel fehlt nicht mehr zum Gefrierpunkt. Lange halten wir uns deshalb nicht am Gipfel auf und beginnen 20 Minuten später mit dem Abstieg.

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Am Ben Nevis Gipfel.

Unglaublicherweise kommen uns gleich darauf ein paar Mountainbiker entgegen, die ihr Rad auf den Berg getragen haben. Beim Abstieg zeigt es sich jetzt, warum der frühe Startzeitpunkt eine gute Wahl war: Eine unglaublich lange Schlange an Leuten kommt uns entgegen und wälzt sich Richtung Gipfel. Teilweise mit Sandalen bei etwas über 0 Grad. Kein Wunder, dass am Ben Nevis mehr Leute tödlich verunglücken sollen als am Mount Everest. Gegen 12:00 Mittag erreichen wir wieder den Campingplatz, packen alles zusammen und machen uns auf den letzten Fußmarsch ins Zentrum nach Fort William.

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Blick auf Fort William von Ben Nevis aus.

Von hier aus geht es mit dem Bus entlang großer Teile des WHWs wieder zurück nach Edinburgh. Edinburgh erreichen wir dann im Einbruch der Dunkelheit. Da der bereits vorher reservierte und mit Abstand teuerste Campingplatz in Edinburgh etwas außerhalb von der Stadt gelegen ist und wir den Bus nach einer Weile suchen einfach nicht finden können, nehmen wir uns einfach ein Taxi.
Am Campingplatz angekommen lässt uns ein Nachtwächter schließlich noch ein, nachdem wir ihm erklären, dass wir reserviert haben. Das Zelt aufbauen im dunkeln ist kein Problem mehr, schließlich sind wir darin bereits mehr als geübt.

West Highland Way Tag 8

25. August (12 km): Lochan Lunn Da Bhra – Fort William
Heute steht leider schon die letzte Etappe des WHW bevor. Viel gibt es darüber nicht zu berichten, die schönste ist es jedenfalls nicht. Ein großes Stück führt entlang niedergeholzter und nicht wieder aufgeforsteter Wälder ein anderer großer Teil durch einen Wald.

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Auch Fort William kommt uns nicht wirklich sehr sehenswert vor. Etwa 4-5km  vor Fort William kommen wir zu einer Abzweigung zu einem Campingplatz am Fuße des Ben Nevis vorbei, beschließen allerdings zunächst mal das offizielle Ende des Weges Schild in Fort William aufzusuchen und dann auch in Fort Williams eventuell noch nach einer Schlafmöglichkeit Ausschau zu halten. Wir haben eigentlich immer schon im Sinn gehabt eventuell am Nächsten Tag noch den Ben Nevis zu besteigen, den höchsten Berg Großbritanniens, das Wetter sieht allerdings alles andere als verheißungsvoll aus. Deshalb und weil wir feststellen, dass es in Fort William direkt auch keinen Campingplatz mehr gibt ziehen wir in Erwägung eventuell heute schon eine Stück des Weges nach Edinburgh mit dem Zug zurück zu fahren und nochmal im Pinetree Park zu übernachten. Ein Blick auf die Wettervorhersage lässt uns jedoch anders entscheiden, sagt sie doch wunderschönes Wetter für Morgen voraus.
Also machen wir uns auf den Weg zurück zum Campingplatz am Fuße des Ben Nevis. Der Campingplatz ist nicht nur bei weitem der größte auf unserem Trip, es ist überraschenderweise auch der billigste und neben dem Pinetree Park bei weitem der schönste.

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Hier ist jede Menge los, den Gesprächen zu Urteilen hauptsächlich Leute die den Ben Nevis in Angriff nehmen wollen. Wir gehen Zeitig ins Bett, damit wir Morgen bereits um 06:00 aufbrechen können.

Galerie:

West Highland Way Tag 7

24. August (12 km) Kinlochleven – Lochan Lunn Da Bhra:
Da wir noch viel Zeit für den übrigen WHW haben entscheiden wir uns das letzte Wegstück welches man ohne weiteres auch in einem durchlaufen könnte noch gemütlich auf zwei Etappen aufzuteilen. Die heutige Etappe führt nochmals über einen schönen Pass entlang von ein paar Ruinen die malerisch in die Landschaft passen.

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Das Wetter spielt zunächst leider nicht ganz mit, bessert sich aber stetig im Laufe des Tages. Nur das Mittagessen muss leider etwas überraschend wegen Regen abgebrochen werden. Von anderen Wanderern ist bei dieser Etappe wieder kaum etwas zu sehen. Nachdem die Etappe kurz ist erreichen wir Lochan Lunn Da Bhra nicht all zu spät.
Jetzt geht es nur noch darum nach einem Zeltplatz ausschau zu halten. Diesen finden wir auch bald, auf der Spitze eines kleines Hügels inmitten von einer Menge Schafen. Es ist gar nicht so leicht, eine Stelle ohne Schafsexkremente auszumachen.

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Im Hintergrund: Lochan Lunn Da Bhra.

Durch die etwas ausgesetzte Lage mit leichtem Wind werden wir  vor den Midges einigermaßen verschont und haben einen wundervollen Ausblick auch Lochan Lunn Da Bhra. Gesamt betrachtet sicher unser schönster Zeltplatz, auch wenn wir in der Nacht mal etwas überraschenden Besuch von einem Schaf bekommen. Nachdem im Zelt nur Kau- und Schmatzgeräusche zu vernehmen sind und das alles andere als eindeutig zuordenbar ist in der Dunkelheit hat Nina mal nachgesehen . Das Schaf erschreckt sich dadurch so sehr das es im Eiltempo flüchtet.  Nur von den Exkrementen des Schafes direkt neben unserem Zelt ist am nächsten Tag noch was zu sehen, von den Schafen selbst nicht.

Galerie:

West Highland Way Tag 6

23. August Rannoch Moor-Kinlochleven (24 km):
Nach einer stürmischen Nacht packen wir unsere Sachen und nehmen den restlichen Weg durchs Moor in Angriff. Wir begegnen auch der anderen Gruppe die noch Abends ins Rannoch Moor aufgebrochen ist als sie gerade beim Frühstücken sind (wohlgemerkt Frühstücken in Bewegung rund ums Zelt, wahrscheinlich eher wegen der Midges als wegen Morgensport).

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Links neben den Bäumen haben die anderen Wanderer ihr Zelt aufgeschlagen.

Insgesamt betrachtet ist die Etappe durch das Moor eine der schönsten; auf der einen Seite bis zum Horizont nichts anderes als Moor zu sehen, auf der anderen Seite die typischen kahlen Highland Berge. Ich kann es auch nachvollziehen, dass es wie im Wanderführer beschrieben bei gutem Wetter einem Sonntagsspaziergang gleicht und bei schlechtem Wetter zur schwierigsten Etappe des ganzen Weges mutieren kann. Probleme haben wir nur mit dem Wasser auffüllen, da das pumpen durch den Keramikfilter doch einiges an Zeit beansprucht und die Midges mal wieder sehr lästig sind. Wir schütten das gefilterte Wasser in das sich sofort unzählige Midges gestürzt haben wieder weg und beschließen unser Glück ein wenig später nochmal zu versuchen.

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Beim Wasser filtern; ohne Erfolg.

Am Ende des Moores gelangt man überraschenderweise zu einem Skigebiet, den White Corries. Viel mehr Infrastruktur als ein Parkplatz und der Lift ist dort allerdings nicht vorhanden, ein Hotel sucht man also vergeblich. Den Schildern zu Folge wurde vor nicht all zu langer Zeit ein Campingplatz eröffnet, den wir aber aufgrund der frühen Tageszeit noch nicht in Anspruch nehmen. Vorbei am Kingshouse Hotel müssen wir erst mal ein wenig nach dem Weg suchen, da wir auf dem sonst ausgezeichnet markierten Weg ausnahmsweise mal keine Markierung entdecken können und der Wanderführer auch nicht ganz hilfreich ist (nicht Richtung Straße gehen, falls es mal jemand so ähnlich geht, sondern zwischen den Hotelgebäuden durch!).

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Von hier an geht es zunächst einer Zeit lang in etwas Entfernung parallel zur Straße, etwas später leider ein Stück auch direkt neben der Straße in Richtung Anstieg zum Devil’s Staircase. Der Weg zum Pass ist einigermaßen überlaufen im Gegensatz zum Rest des WHWs. Oben angekommen gönnen wir uns eine kurze Pause und einen kleinen Imbiss. Schnell wird es uns aber aufgrund des Windes und der Höhenmeter zu kalt und wir gehen weiter.

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Devil’s Staircase hinauf.

In der Entfernung ist beim Abstieg noch das Blackwater Reservoir zu erkenne, ein Stausee der um das Jahr 1900 zur Energiegewinnung für das inzwischen still gelegte Aluminiumwerk in Kinlochleven errichtet worden ist. Kurz vor Kinlochleven führte der Weg auch noch entlang der Wasserpiplines denen man das Alter auch schon ansehen kann, spritzt doch das Wasser teilweise in hohen Fontänen heraus.

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Blackwater Reservoir.

In Kinlochleven stellen wir unser Zelt am Campingplatz beim Blackwater Hostel auf, der erste Zeltplatz der uns ins Auge springt. Es soll zwar noch einen weiteren geben, aber wir sind nicht mehr wirklich motiviert danach ausschau zu halten. Nach etwas Körperpflege schlendern wir noch ein wenig durch Kinlochleven und dinierten im Tailrace Inn. Essen und Preis sind ok. Im Anschluss gehts ab ins Zelt um uns von unserer längsten Etappe zu erholen. Kinlochleven ist mit 880 Einwohnern übrigens bei weitem der größte Ort entlang des Weges; von Midges ist hier, obwohl nicht mehr dauernd erwähnt, auch nichts unversehrt.

West Highland Way Tag 5

22. August (20 km):
In Tyndrum gönnen wir uns noch einen Kaffee am Campingplatz und machen uns anschließend zunächst in Richtung Bridge of Orchy auf. Der Weg verläuft großteils entlang der Eisenbahnschienen, stark frequentiert sind diese aber offensichtlich nicht. Dafür ist vor allem die Schleife der Gleise in das Tal Auch Gleann über ein riesiges Viadukt imposant zu betrachten.

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Das Wetter spielt etwas verrückt und veranlasst uns ca. alle 10 Minuten die Regenkleidung an bzw. aus zu ziehen. Mit Regenkleidung wird es uns im Sonnenschein schnell zu heiß, sodass wir durch den Schweiß von innen her nass werden, ohne Regenkleidung würden wir eben im durchschnittlich 10 Minuten später folgenden Regen von außen klatsch nass. Dies kostet natürlich einiges an Zeit und Energie, aber ein Stück vor Bridge of Orchy ist zum Glück Schluss mit diesem Schauspiel und der Regen hört endgültig auf.

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Die Brücke über den Orchy in Bridge of Orchy.

Nach Bridge of Orchy folgt ein etwas längerer Aufstieg der sich lohnt. Vom Gipfel aus sowie auch auf dem gesamten Abstieg nach Victoria Bridge kann man eine wundervolle Aussicht auf Loch Tulla sowie das Anwesen der Flemings, der Erfinderfamilie von James Bond bewundern. Leider tröpfelt es immer wieder ein wenig weshalb die meisten Fotos Tropfen auf der Linse haben.

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Loch Tulla.

Als Ziel haben wir eigentlich Victoria Bridge im Sinn, aber wir finden nicht wirklich einen anständigen Platz zum Zelten der uns anlacht bzw. sind wir uns teilweise nicht so sicher ob es uns gestattet werden würde, da vieles nach gepflegtem Privatbesitz aussieht. Deshalb entschließen wir uns noch ein Stück weiter Richtung Rannoch Moor zu gehen. Nach einem Platz zum aufschlagen unseres Zeltes suchen wir zunächst mal vergeblich.

Es fängt auch wieder stärker zu regnen an und auch der Wind frischt auf. Dazu kommt, dass vor dem Rannoch Moor noch extra ein Schild aufgestellt ist, dass davor warnt, dass es im Moor kaum möglich ist zu zelten und dass die nächste Zivilisation erst in etwa 20 km Entfernung ist. Trotz dieser widrigen Aussichten entschließen wir uns ins Moor aufzubrechen um unser Glück zu versuchen. Im schlimmsten Fall müssen wir eben mal bis Mitternacht durchwandern.

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Im Rannoch Moor.

Wir begegnen auch noch ein paar anderen Backpackern und sind froh nicht die einzigen „Verrückten“ zu sein. Viele Plätze gibt es zum aufstellen des Zeltes im Moor wirklich nicht, aber es gelingt uns nach ein paar Kilometern kurz vor der Dunkelheit  trotzdem ein windgeschütztes, halbwegs trockenes Plätzchen zu finden. Es ähnelt einer rechteckigen Grube mit 1-2 Metern hohen Wänden auf den Seiten. Evetuell eine uralte Ruine?

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Glücklich über einen trockenen Platz für das Zelt im Moor.

Die Midges lassen uns im Anschluss nach dem Abendessen relativ bald im Zelt verschwinden.

West Highland Way Tag 4

21. August (20 km):
Ab hier merkt man landschaftlich nun endgültig, dass wir uns in den Highlands befinden; keine Bäume mehr in Sicht. Der Weg führt zunächst entlang der nicht weit entfernten Eisenbahn und Straße, bis wir schließlich auf eine Unterführung treffen die aufgrund der Höhe offensichtlich für Vieh und nicht für Menschen gedacht ist. Mangels Alternativen quetschten wir uns aber auch hier durch.

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Kaum mehr Bäume in Sicht.

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Schon ein wenig eng…

Nachdem die für uns erste etwas größere Steigung des WHWs bewältigt ist suchen wir nach fließendem Wasser für die Mittagspause, was sich allerdings nicht mehr als ganz so einfach wie am Ufer des Loch Lochmond herausstellt. Alle Bäche die wir finden sind gelblich (vom Torf) und die Schafe sind auch alle nicht weit entfernt. Zum Kochen verwenden wir das Wasser schließlich trotzdem und für das Trinkwasser kommt der Keramikfilter zum Einsatz.

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Einen möglichen Abstecher nach Crianlarich lassen wir aus und biegen gleich weiter auf den Weg Richtung Tyndrum ab. Wir kommen an ein paar Farmen vorbei die im Wanderführer als Versuchsanstalten beschrieben sind. Tatsächlich können wir einige sehr auffällig farblich markierte Schafe entdecken. Neugierig stellen wir nach etwas Recherche fest, dass es sich unter anderem um eine Forschung für bessere Einteilung der Weidegebiete handelt. Kurz vor Tyndrum müssen wir noch ein paar einheimischen Wanderern bei der Orientierung behilflich sein, da sie sich laut eigenen Angaben verlaufen haben.

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In Tyndrum angekommen entschließen wir uns auf dem Pinetrees Camping Park zu übernachten, der zwar nicht im Wanderführer beschrieben ist, sich aber als hervorragende Wahl herausstellt. Nicht nur das Personal ist sehr freundlich; auch die Duschen sind außerordentlich sauber, Waschmaschine und Wäschetrockner sind vorhanden und das allerbeste: keine Midges (vermutlich Wegen Einsatz diverser Chemikalien); preislich gibt es auch nichts zu beanstanden.

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Am Pine Trees Camping Park.

Nach dem Zeltaufbau und Duschen schlendern wir vor dem Schlafen noch ein wenig durch Tyndrum zu einem Shop und besuchen dort auch eine Art Selbstbedienungsrestaurant namens „Real Food Cafe“, was sich ebenfalls preislich und geschmacklich als gute Wahl heraus stellt.

Galerie:

West Highland Way Tag 3

20. August (16 km):
Bezüglich Midges gestaltet sich der Zeltabbau am Morgen als  die vermutlich größte psychische Belastung der ganzen Tour. Es ist kaum auszuhalten solange man nicht ständig in Bewegung ist. Aus diesem Grund gibt es leider auch keine Fotos von unserem netten Zeltplatz. Insgesamt benötigen wir durch diesen Umstand eine halbe Stunde für den Abbau. Nach erledigter Arbeit setzen wir uns schnell in Bewegung um den Biestern zu entfliehen. Beim ersten schneutzen kommen als nettes Andenken bei jedem ein Dutzend davon wieder zum Vorschein. Die letzten Mückenleichen bekommen wir erst etwa eine halbe Stunde später aus der Nase. Sogar aus den Augen dürfen wir ein paar vorsichtig entfernen. Immerhin ein proteinreicher Ersatz für unser verzichtetes Frühstück als winziger Trost.

Der Weg des heutigen Tages führt zunächst erneut entlang des Ostufers vom Loch Lochmond in einer eher waldigen Gegend und wird im Wanderführer als so ziemlich der schwierigste Teil der ganzen Tour beschrieben.

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Der Pfad ist tatsächlich teilweise sehr schmal, mit rutschigen größeren Steinen übersäht und manchmal auch ein wenig steil aber dennoch auch mit den großen 25 Kilo Rucksäcken ganz gut zu bewältigen.

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Kurz nach dem Start von unserem Zeltplatz können wir auch noch die hier berüchtigten Wildziegen in unmittelbarer Nähe meckern hören und vor allem auch riechen, zeigen wollen sie sich aber leider nicht. Auf dem weiteren Weg kommen wir bei der geschichtsträchtigen kleinen Insel „Island I Vow“, auf Deutsch: „Insel der Kuh“ vorbei. Der Clan MacFarelane erbaute darauf eine Festung; die Ruinen sollen Heute noch zu sehen sein.

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Einer der zahlreichen Wasserquellen.

Nördliches Ende Loch Lomond.

Nördliches Ende Loch Lomond.

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Hier wohnt vermutlich niemand mehr.

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Nochmal ein schöner Blick zurück.

Leute sind hier nicht mehr all zu viele unterwegs; hauptsächlich trifft man wenn überhaupt noch auf andere Backpacker auf den Spuren des WHWs. Nachdem wir Loch Lomond hinter uns lassen bekommen wir das erste mal einen richtigen Eindruck der imposanten Highland Landschaften die uns die nächsten Tage erwarten.

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Zum Übernachten wählen wir den Campingplatz auf der Beinglas Farm, kurz nach Inverarnan. 5 Minuten bevor wir diese erreichten beginnt es nochmal ordentlich zu schütten. Auf der Farm selbst gibt es schöne Duschmöglichkeiten und ein Pub zum Einkehren ist auch vorhanden. Beim Duschen kann ich bei einem Gespräch zwischen zwei anderen Personen hören, dass sie den Plan gefasst haben die Duschen nicht mehr zu verlassen, weil sie die Midges draußen nicht mehr ertragen können. Naja, ihr Plan geht nicht auf. Kurz nach dem ich die Duschen verlasse kommt jemand vom Personal des Campingplatzes und fordert die beiden auf die Duschen zu verlassen, da sie diese jetzt schon fast eine Stunde besetzen 🙂 . Vom Pub machen wir auch Gebrauch und bestellen dort gutes Abendessen sowie (nicht so tolles) schottisches Bier als erfrischende Abwechslung zum Tütenfutter. Es ist sehr gemütlich, auch ein Gitarrenspieler hat sich dort eingefunden. All zu lange blieben wir trotzdem nicht, da wir bereits Müde vom ganzen Tag sind und trinken wollen wir auch nichts mehr, da der nächtliche Gang zur Toilette wegen der Midges stets eine Qual ist. Somit ist der dritte Tag auch schon vorbei.

Galerie:

West Highland Way Tag 2

19. August (16 km):
Nach dem Abbau des Zeltes (Midges!) beginnt unser erster richtiger Wandertag am WHW. Der Weg führt uns am östlichen Seeufer des Loch Lomond entlang Richtung Norden.

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Kurze Vormittagspause.

In dieser Gegend sind in Relation gesehen noch viele Leute unterwegs, da es noch nicht all zu weit von der Zivilisation entfernt ist und am Wochenende (es ist Sonntag) auch viele Einheimische zum Wandern am  größten See Schottlands unterwegs sind. Zu Mittag legen wir eine Pause am Seeufer ein und heizen zum Ersten Mal unseren Kocher an.

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Nach der Pause macht sich beim erneuten Aufbruch zum ersten mal das Gewicht des Rucksacks ziemlich bemerkbar, den wir ja noch nicht sehr gewohnt sind. Der Weg am Ostufer des Sees führt durch sehr feuchte Waldlandschaften, eigentlich so ähnlich wie ich es auch teilweise aus den Alpen gewohnt bin. Der Wanderführer schlägt zwei Möglichkeiten für diese Etappe vor, eine direkt am Seeufer und eine andere ebenfalls entlang des Sees aber einige Höhenmeter weiter oben. Wir entscheiden uns für den Höhenweg.

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Ziel der heutigen Etappe wäre Inversnaid. Um 17:00 beginnt es allerdings stark zu regnen weshalb wir uns dazu entschließen gleich noch schnell unser Zelt aufzustellen bevor wir so richtig nass werden, nachdem die Zeit sowieso schon fortgeschritten ist und wir das Zeltverbot bereits hinter uns gelassen haben.
Wir finden einen schönen, etwas versteckten, ebenen Platz für unser Zelt zwischen Rowardennan und Inversnaid, ein Stück bevor die mögliche Variante des WHWs, der Uferweg, wieder mit dem Höhenweg zusammen trifft. Nach dem Zeltaufbau wird im Aspis geschützt vor dem Regen Abendessen gekocht, der Rucksack reorganisiert, Midges die sich ins Zelt verirrt haben beseitigt und noch ein wenig gelesen während der Regen unaufhörlich herabprasselt. Mit einsetzen der Dunkelheit, gegen 22:00 legen wir uns schließlich zum Schlafen hin.

West Highland Way Tag 1

In diesem und den folgenden Beiträgen wird meine erste größere Trekking Tour näher beschrieben. Ziel ist der West Highland Way (WHW) in den Schottischen Highlands. Zunächst ein paar Fakten:

  • Länge WHW: 154km
  • Höhenmeter: 4500m
  • Reisebegleitung: Nina
  • Gepäck: 25 kg pro Person
  • Ausgangspunkt: Milngavie
  • Ziel: Fort William
  • Zeitraum: 18. – 27.8.2012

18. August (2 km): Der billigste Flug um uns zu unserem Ausgangspunkt zu bringen führt uns mit Ryan Air von Bratislava direkt nach Edinburgh. Um nicht noch eine Nacht in Bratislava verbringen zu müssen ist wegen der Startzeit des Fluges die Anreise mit dem Auto die einzig sinnvolle Option. Der relativ teure Flughafenparkplatz wird gemieden und statt dessen auf einen nur etwa halb so teuren privaten Parkplatz inklusive Transfer zum Flughafen ausgewichen (http://parkovanie-letisko.infoletenky.sk/). Übrigens ist nicht nur die Website ausschließlich slowakisch: die Bediensteten können weder ein Wort Englisch noch Deutsch, was die Kommunikation etwas schwierig gestaltet. Trotzdem klappt letztendlich alles irgendwie und wir bekommen sogar einen überdachten Parkplatz. Über den anschließenden Flug gibt es eigentlich nicht all zu viel zu berichten; wer schon mal mit Ryan Air geflogen ist, dem ist eh bekannt, dass dies eher einer Werbeveranstaltung gleicht.

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Der gesamte West Highland Way.

Angekommen in Edinburgh machen wir uns nach der Busfahrt ins Zentrum zunächst auf die Suche nach Gaskartuschen, da der Transport solcher im Flugzeug natürlich nicht gestattet ist. Nach etwas durchfragen finden wir diese im Outdoorshop  „Cotswold“. Wir erkundigen uns auch gleich nach einem Mittel gegen die berüchtigten Midges, nachdem allgemein angeraten wird diese in Schottland zu kaufen da dort spezielle Mittel verfügbar sind. Nach sehr freundlicher Beratung wurde uns „smidge“ empfohlen ( http://www.midgeforecast.co.uk/ ). Es gäbe zwar noch agressivere, aber die sollten dann nicht mit Kleidung in Berührung kommen da diese dann ausbleicht. Dankend befolgen wir diesen Rat.  (Und ja: Es gibt für Schottland tatsächlich einen „Wetterbericht“ für Midges; zum Glück haben wir das nicht vorher gewusst 😀 ). Im Anschluss machen wir uns mit dem Zug vom nahen Bahnhof Waverley direkt auf den Weg nach Glasgow, um dem WHW ein Stück näher zu kommen. Da wir das Anfangsstück vom WHW gezielt ausfallen lassen, da dies landschaftlich eher weniger beeindruckend sein soll und zudem nicht so einfach wild gezeltet werden kann, geht es von Glasgow Queen Street nach etwas Wartezeit gleich weiter mit dem Zug nach Dumbarton sowie nach erneutem Umsteigen nach Balloch. Von Balloch aus wollen wir mit dem Bus nach Balmaha, unserem geplanten Startpunkt. Leider haben wir eine 2-3 stündige Wartezeit vor uns die wir mit einer gemütlichen Pause und einer Portion Fish and Chips im Sonnenschein in Balloch verbringen. Nach einer abenteuerlichen, rasanten Busfahrt im Doppeldeckerbus, bei dem in jeder Kurve die Türe auf und zu fliegt, sowie ein Hund unerträglich laut im Bus durch die Gegend kläfft erreichen wir Balmaha, ein kleines Örtchen direkt am Loch Lomond.

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Kurz nach dem Einstieg in den WHW.

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Loch Lomond.

Da es langsam auch schon etwas dunkel wird planen wir uns entweder einen Campingplatz in Balmaha zu suchen oder noch ein kleines Stück des WHWs zu laufen und gleich schon in der Wildnis zu campieren. Ersteren gibt es leider nicht, obwohl im Wanderführer ein entsprechendes Symbol eingezeichnet ist. Also fragen wir einen Spaziergänger nach dem WHW und finden dadurch schnell auch die erste Wegmarkierung. Zusätzlich entdecken wir schon auf den ersten Metern eine Information, dass seit noch nicht all zu langer Zeit fast am gesamten Ostufer des Loch Lomond das wildcampen verboten sei, vor allem weil sich Einheimische angeblich nicht zu benehmen wussten und große Teile des Seeufers zugemüllt haben. Die Wanderer werden um Entschuldigung gebeten.

Sonnenuntergang am Loch Lomond.

Sonnenuntergang am Loch Lomond.

Nachdem es mittlerweile schon dunkel ist machen wir uns flotten Schrittes auf den Weg zum nächsten im Wanderführer eingezeichneten Campingplatz entlang des WHWs, in Milarrochy. Etwas erschöpft erreichen wir diesen gegen 22:00 und bauen unser Zelt gleich zum ersten mal schon im dunklen auf. Und damit das nicht zu einfach wird machen wir auch gleich das erste mal intensiven Kontakt mit den Midges; eingesprüht hatten wir uns noch nicht und somit gestaltet sich der Zeltaufbau zu einer kleinen Tortour. Zwei freundliche Holländerinnen die mit einem Camper vor Ort sind haben etwas Mitleid mit uns und bieten uns Tee an. Leider sind in den Bechern nach kürzester bereits beinahe mehr Midges als Tee. Ein wenig später steht das Zelt in der matschigen Wiese, wir bezahlten noch die 8 Pfund pro Person Liegegebühr, duschen uns in den etwas verschimmelten Duschmöglichkeiten des Campingplatzes und gehen im Anschluss erschöpft von den Reisestrapazen ins Zelt zum Schlafen.