Bosruck Nordrinne

Ziel: Bosruck Nordrinne
Höhe: 1992m
Datum: 04.12.2016
Route: Bosruck Nordrinne, Wildfrauensteig
Tourbegleitung: Tobi, Claudia

Der Letzte Blogeintrag liegt nun mittlerweile schon ein wenig zurück, was aber gar nicht daran liegt, dass wir nicht unterwegs gewesen wären; vielmehr haben uns die Bedingungen wiederholt zur Umkehr gezwungen. Deshalb wollen wir mal einen Gang zurück schalten und eine Tour anvisieren von der wir glauben auch bei den derzeitigen Bedingungen den Gipfel zu erreichen. Die Bosruck Nordrinne ist das Ziel, in einschlägiger Literatur mit 45-50 Grad Steilheit angegeben und ohne wesentliche Kletterstellen. Im Abstieg nehmen wir uns den Wildfrauensteig vor – im Sommer ein beliebter Steig über große Strecken klettersteigmäßig versichert.

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Die Route vom Parkplatz betrachtet.

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Andere Perspektive (anderer Tag).

Die Zufahrt zum Parkplatz bei der Bosruckhütte ist bereits eine Schneefahrbahn, aber mit Winterreifen auch ohne Schneeketten noch problemlos bewältigbar. Nach dem Start am Parkplatz wird das Eisenerzer Hütterl passierend die  Mausmayralm avisiert. Kurz bevor wir diese erreichen biegen wir links in Richtung Wald ab. Von einem Pfad ist nichts zu sehen, aber nachdem wir fast nur richtig sein können geht es durch den Wald hinauf querfeldein ins Mausmayrkar. Dieser wird nach oben hin etwas lichter und eine Rinne oder im Sommer eventuell auch ein Weg erleichtert uns schließlich das Vorankommen und die Orientierung hinauf bis zum Kamm.

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Auf dem Weg zum Kamm, nicht mehr weit zum Einstieg.

Am Kamm angekommen stellt sich uns ein schwer zu überwindender Latschengürtel in den Weg. Einen einfacheren Weg können wir nicht ausfindig machen und so kämpfen wir uns vor allem die letzten 20m äußerst mühevoll durch. Jetzt fehlt nur noch eine kleine Querung zu einem markanten Felsen bis wir den Einstieg erreichen sollten. Die Bedingungen bei dieser Querung lassen nicht gerade auf ein gutes Gelingen für die Tour hoffen: Ein paar Zentimeter Pulver Neuschnee ohne Altschnee als Untergrund.

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Kurz vor dem Einstieg unter dem markanten Felsen.

Die Sorgen sind aber nach der Ankunft am Einstieg bald vergessen: In der Rinne liegt zum Glück wesentlich mehr Schnee und auch der Untergrund ist ok. Nach einer kurzen Stärkungspause geht es dann hinauf wobei Tobi beginnt die Spurarbeit zu übernehmen.

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Am Beginn der Rinne.

Die Rinne erscheint uns nicht übermäßig steil, eher dürfte sie gefühlt bei 45 Grad einzuordnen sein, ein paar mal von kurzen steileren Stücken unterbrochen. Trotz gutem Vorankommen kostet die Spurarbeit wieder mal einiges an Kraft weshalb ich Tobi mittendrin mal Ablösung verschaffe.

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Ablösung bei der Spurarbeit.

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Wenige kurze Unterbrechungen durch Steilstufen.

Hin und wieder wird die Rinne von kleineren Steilstufen unterbrochen – bei größerer Schneelage und im Frühjahr ist davon vermutlich wenig zu sehen.

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Schon nicht mehr weit zum Gipfel.

Der beste Ausstieg ist schließlich ein wenig zu suchen. Ich bin etwas zu früh nach links abgebogen und in etwas brüchigem IIer Gelände gelandet. Erst Claudia hat es schließlich richtig gemacht und an den Felsen Markierungen vom Weg zwischen Kitzstein und Bosruck entdeckt und auf diese zugesteuert.

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Claudia am vernünftigerem Weg während wir zu früh links abbiegen.

Am Gipfel angekommen werden wir sofort von der sehnsüchtig erwarteten Sonne begrüßt. Und am Nachbargipfel Kitzstein sind andere Menschen zu entdecken: keine Unbekannten. Johannes und Max wussten von unserer Tour und wollen uns quasi überraschen. Sie haben sich allerdings für den Kitzstein entschieden weil sie mit Paragleitern unterwegs sind und sich erhoffen von dort besser starten zu können.

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Blick vom Gipfel mit Kitzstein.

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Gipfelpanorama.

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Blick zurück in die Aufstiegsrinne.

Nachdem die Tage mittlerweile kurz und die Nächte lang sind und uns noch ein nicht ganz anspruchsloser Abstieg bevor steht halten wir die Pause am Gipfel eher kurz.

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Am Beginn des Abstiegs.

Die Verhältnisse für den Abstieg sind nicht die besten. Die paar Zentimeter Neuschnee verdecken alle Tritte und Griffe, ein Firnuntergrund ist andererseits aber auch nicht vorhanden, ergo pulverbedecktes Steilschrofengelände. Auch der Abstieg befindet sich großteils auf der Nordseite weshalb die Sonne nur ein seltenes Zwischenspiel hat.

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Tobi voran im Abstieg.

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Und Claudia kommt nach.

Das Stahlseil ist kaum vom Schnee verdeckt, aber Halt bietet es mit den Handschuhen und teilweise vereist trotzdem nur sehr wenig. Immer wieder geht es am Grat entlang auf und ab, fast jeder Hügel wird mitgenommen. Und immer wieder gibt es ein paar kleine Klettereinlagen die durch die verdeckten Tritte und mit den Steigeisen ziemlich erschwert werden.

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Blick zurück zum Bosruck.

Auf der Frauenmauer angekommen sehen wir schließlich Johannes und Max in der Luft und freuen uns das ihr vermutlich nicht gerade einfacher Start geglückt ist.

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Johannes und Max im Schnellabstieg vom Kitzstein.

Nach einer kurzen Unterbrechung setzen wir den Abstieg fort. Über weite Stellen ist ein Stahlseil vorhanden aber verlassen darf man sich nicht darauf; auch an manch ausgesetzteren Stellen gibt es manchmal nichts.

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Im Abstieg nach der Frauenmauer.

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Großteils dem Grat entlang.

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Und immer wieder unterbrochen von kleinen Kletterstellen.

Die Klettersteigschlüsselstelle wartet dann erst zum Schluss; gar nicht so einfach mit dem Schnee und dem rutschigen Stahlseil.

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Klettersteig Schlüsselstelle.

Nachdem der Klettersteig überwunden ist entledigen wir uns der Steigeisen und spazieren gemütlich zum Auto zurück während es auch schon leicht zu Dämmern beginnt – wieder mal perfektes Timing. Für den Aufstieg ab Parkplatz haben wir 4 Stunden benötigt sowie 3 Stunden für den Abstieg.